Vany.schreibt: "Was bringt Menschen dazu intimste Details aus ihrem Privatleben mit völlig fremden Menschen im Internet zu teilen?"
Wir kennen bestimmt alle folgende Situation: Man trifft sich öfters mit einem Typen, der offensichtlich so gar nicht gut für die eigene mental health ist. Er sendet ständig mixed signals (wenn er sich denn überhaupt meldet), hält uns hin und wir wissen: Eigentlich sollte man ihm nie wieder antworten. Wir versprechen es uns selbst und vor allem unseren Freundinnen: Jetzt ist wirklich Schluss! Ich bin durch mit ihm! Nie wieder werde ich antworten! Nur damit dann – natürlich – folgendes passiert: Wir treffen ihn wieder. Und für unsere Freundinnen geht das ganze Spiel von vorne los. Aber: Freundinnen sind uns wohlgesonnen. Sie sagen dir vielleicht auch, dass dein Handeln dumm ist, und trotzdem empfangen sie dich wieder und wieder mit offenen Armen. Von einer Instagram Community darf man das nicht erwarten.
In einer Instagram Community gibt es sicherlich auch die Menschen, die einem wohlgesonnen sind, aber neben diesen tummeln sich eben auch Menschen, die sich das Maul über dich zerreißen. Also direkt bei dir in den Kommentaren. Vielleicht weil sie das Gefühl haben, hier gerade eine Soap zu verfolgen und die Kommentarfunktion bietet sich so herrlich als Live-Chat-Funktion an. Wieso sollte man sich so angreifbar machen, indem man sein Privatleben teilt? Denn: Kann man an mancher Stelle Zynismus und Skepsis einiger Follower nicht sogar irgendwie nachvollziehen? Denn auch mir kommt der Content mancher Personen wie eine Inszenierung vor, oder genauer gesagt: Wie eine Content Strategie.
Egal, ob Rosenkrieg á la Iris und Peter, "eine zweite Meinung einholen“ á la Cedric und Hanna oder Trennung auf Zeit inklusive Happy End bei Yeliz und Jannik. Ich frage mich: Was soll das? Sollten manche Dinge nicht doch lieber nur in den eigenen vier Wänden diskutiert werden? Was bringt Menschen dazu intimste Details aus ihrem Privatleben mit völlig fremden Menschen im Internet zu teilen? Ich habe da so eine Idee. Die Antwort könnte lauten: Mehr Reichweite. Der Instagram Algorithmus belohnt Drama, Gossip Seiten sprechen darüber. Das eigene Ego wird gestreichelt, man ist wieder im Gespräch und wenn man sich gerade für gewisse Shows bewirbt, ist eine medial groß aufgezogene Trennung natürlich auch nicht verkehrt.
So wie ich mich hinsetze und Memes aus dem Ärmel schüttle, müssen eben auch andere Creator interessant bleiben. Die Konkurrenz schläft nicht und der Fokus liegt vielleicht gerade bei den Influencer:innen, die gerade auch in Shows zu sehen sind. Also was macht man? Man zieht seine eigene Show ab. Ganz ohne Produktionsfirma, sondern selfmade auf Instagram. Und es verhält sich dabei wirklich wie eine "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ -Storyline: Wir schalten jeden Tag ein, weil man wissen will, wie es weiter geht. Dass es dabei aber um ECHTE Storylines von ECHTEN Menschen geht, finde ich persönlich teilweise äußerst fragwürdig. Und das komische Gefühl bleibt: Man weiß nicht, ob besagtes Pärchen gemeinsam auf dem Sofa entscheiden, welchen Streit sie öffentlich ausschlachten wollen, damit sie weiterhin im Gespräch bleiben.
Man hat also nur zwei Optionen: Sich zurücklehnen und die SHOW genießen oder für immer schweigen (aka entfolgen).
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