Kann wahre Liebe alles überstehen?
"Natürlich wäre es schön, wenn Fiona auch mal von Oma oder Opa von der Schule abgeholt werden könnte", seufzt Felicitas und rührt zum dritten Mal den Cappuccino um, der vor ihr steht. "Oder einfach mal bei ihnen über Nacht bleiben und sich verwöhnen lassen wie alle ihre Freundinnen auch." Wie sehr es die 35-Jährige belastet, dass sie weder ihre eigenen noch die Eltern ihres Partners Marco regelmäßig besuchen und unbeschwerte Grillabende, Feiertage oder Geburtstage mit ihnen verbringen kann, ist ihr deutlich anzusehen.
Erst als die Apothekerin anfängt, uns ihre Liebesgeschichte zu erzählen, hellt sich ihr Gesicht wieder auf: "Das erste Mal sah ich Marco auf einer Party an unserer Uni. Groß, dunkelhaarig, ein anziehendes Lächeln. Wir kamen ins Gespräch und ich merkte, klug und lustig war er auch noch!" Schnell treffen sich die beiden wieder. "Wir quatschten ewig und stellten sooo viele Gemeinsamkeiten fest. Wir kamen sogar aus derselben Region."
Dass genau das ihre Liebe auf eine harte Probe stellen würde, merkt das frisch verliebte Paar ein halbes Jahr später: "Ich wollte Marco meinen Eltern vorstellen – und damit fing das Drama an." Denn statt ihren neuen Schwiegersohn herzlich zu empfangen, fragen sie gleich zweimal nach seinem Nachnamen. Marco, der Sohn von Klaus und Erika? Ja, genau der: "Die Miene meiner Mutter versteinerte, mein Vater verließ wortlos den Raum. Ich verstand die Welt nicht mehr. So hatte ich sie noch nie erlebt."
Seit Jahrzehnten herrscht Streit
Es geht um Verleumdung, Sabotage und eine jahrzehntelange Fehde: "Unsere Väter sind beide Handwerker. Sie haben die Familienbetriebe übernommen – und damit auch den Konkurrenz-Kampf. Wer wem wie oft welchen Kunden, Großauftrag oder Zulieferer abgeluchst hat, weiß längst keiner mehr." Mit Marcos Eltern läuft es deshalb nicht besser: "Ausgerechnet die? Die wird dich genauso übers Ohr hauen, wie alle aus dieser Sippe, sagten sie. Die offene Feindseligkeit hat mich richtig erschreckt."
Nur in einem sind sich die Familien ab sofort einig: Ihre Kinder sollten nicht zusammen sein. "Sie redeten uns am Telefon und bei jedem Besuch zu Hause ins Gewissen. Wenn das nicht half, wurden sie laut, weinten oder drohten. Sie versuchten uns sogar zu bestechen." Marco bekam ein neues Auto in Aussicht gestellt, Felicitas das Geld für ein Auslandssemester in den USA. Nichts blieb unversucht: "Meine Familie schickte mir mehrmals Fotos, die Marco angeblich mit anderen zeigten. Marcos Mutter setzte seine Ex auf ihn an: Immer wenn er daheim war, tauchte sie ganz zufällig auch auf."
Bittere Konsequenz: Trennung
Familientherapeuten wissen, dass die meisten Paare so eine Belastung auf Dauer nicht aushalten. "Auch wir trennten uns, als es nach anderthalb Jahren immer schlimmer wurde und jeder Versuch, sich an einen Tisch zu setzen und zu reden, im Chaos endete. Sich ständig verteidigen zu müssen, zehrte an unseren Nerven. Und wir haben den Streit auf die Beziehung übertragen"
Das Paar hofft auf ein Wunder. Lange halten es die beiden aber nicht ohne einander aus. Felicitas lächelt: "Ich war so glücklich, als Marco drei Wochen nach der Trennung bei mir vor der Tür stand. Mir war längst klar, dass wir zusammengehören." Im zweiten Anlauf macht das Paar vieles anders. "Wir lassen uns auf keine Diskussion mehr ein und stehen kompromisslos zueinander. Ein bisschen hatte ich gehofft, dass Fionas Geburt etwas ändern würde. Doch leider Fehlanzeige." Nächstes Jahr wollen Felicitas und Marco endlich heiraten. "Auf Drama haben wir da keine Lust. Darum sind die Familienmitglieder, die nicht ganz offen hinter uns stehen, auch nicht eingeladen, was natürlich sehr schade ist." Aber ihre Hoffnung stirbt zuletzt: "Vielleicht passiert bis dahin ja noch ein großes Wunder."
Dieser Artikel erschien zuerst in der Printausgabe von VIEL SPASS. Weitere spannende Star-News liest du in der aktuellen VIEL SPASS – Jede Woche neu am Kiosk.