Nicole trennt sich nach Betrug vom Ex und der stellt Sex-Video online
Sanfte Hintergrundmusik mischt sich mit den Geräuschen von klappernden Tassen und dem satten Brummen der Espressomaschine. Vereinzelt hört man Gesprächsfetzen und lachende Stimmen, die von den anderen Tischen herüberwehen. Nicole (59) hat dieses Café als Treffpunkt vorgeschlagen, doch wirklich wohl fühlt sie sich nicht. "Auch wenn die ganze Geschichte mittlerweile sechs Jahre her ist, verfolgt sie mich noch immer. Das Internet vergisst nie, sagt man. Und ja, das stimmt." Vor sechs Jahren stellte Nicoles Ex-Freund Nacktfotos und ein selbstgemachtes Sex-Video von ihr ins Internet, um die damals 53-Jährige zu erpressen: "Kurz vorher hatte ich mich von ihm getrennt, weil es für mich einfach nicht gepasst hat. Wir waren neun Monate zusammen, doch während dieser Zeit hatte er mich mehrmals betrogen. Als ich das herausfand, machte ich sofort Schluss - nur wollte und konnte er das einfach nicht akzeptieren. Eine Frau, die sich von ihm trennt? So etwas gab es in seiner Welt einfach nicht, ihn wollten schließlich alle", erzählt Nicole und ergänzt: "Doch als ich nicht nachgab und ihn mehrmals darum bat, mich einfach in Ruhe zu lassen, griff er zur miesesten Methode überhaupt - er erpresste mich mit den Aufnahmen. Wenn ich zu ihm zurückkäme, würde er alles löschen. Doch ich konnte das einfach nicht, ich ekelte mich regelrecht vor ihm. Und ehrlich gesagt dachte ich anfangs auch nicht, welche Welle das schlagen würde. Ich war so naiv ..."
Cyber-Mobbing: Nicole holte sich Hilfe bei einem Anwalt
Das Video verbreitete sich auf einer Porno-Plattform wie ein Lauffeuer, die Nacktbilder verschickte Nicoles Ex über diverse Messenger-Dienste wie WhatsApp und Facebook. "Von überall kamen Nachrichten, dass man meinen Porno gesehen hatte oder wie meine Fotos die Runde machten. Die meisten waren geschockt, einige beleidigten mich und nannten mich eine billige Hure. Die Blicke meiner Eltern werde ich nie vergessen, so voller Scham und Schock. Doch als ich ihnen erklärte, warum er das tat, standen sie hinter mir. Doch sie und meine engsten Freundinnen waren die einzigen, die das taten. Alle anderen wendeten sich ab - selbst mein Arbeitgeber kündigte mir, weil ich angeblich dem Ansehen der Firma schaden würde. In der Öffentlichkeit war ich die Dumme, die Schlampe - daran, wie bloßgestellt ud gedemütigt ich mich fühlte, dachte niemand. Kaum waren zwei Monate Ruhe, tuschelten wieder wildfremde Menschen und zeigten auf der Straße mit dem Finger auf mich. Ich hielt das alles nicht mehr aus und nahm mir einen Anwalt, der sich auf Cyber-Mobbing spezialisiert hatte. Er half mir, eine gerichtliche Verfügung gegen meinen Ex-Freund zu erwirken und die Verbreitung aller Aufnahmen zu stoppen und von der Pornowebsite zu löschen. Das war nicht einfach und kostete Zeit und viele Nerven. Mittlerweile bin ich umgezogen und habe neu angefangen - doch ich weiß nicht, ob ich jemals wieder vertrauen kann."
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