"Eine schrecklich nette Familie" bescherte Ed O'Neill & Katey Sagal den Durchbruch
Dieses langgezogene „Aaaaaaaal“ ließ einem die Haare zu Berge stehen. Nörgelig, penetrant, so richtig nervig. Peggy Bundy war das, was die Männer einen Hausdrachen nennen würden. Und wenn sie so nach ihrem Mann rief, dann zuckte nicht nur der zusammen. Beneidet wurde er von keinem seiner Geschlechtsgenossen. Doch es gab jemanden, den es in Sachen Partnerwahl noch schlimmer erwischte. Nämlich Peggy selbst. Ihr Liebster war der Inbegriff des Super-Machos: Komplett von sich überzeugt, immer eine Hand an der Fernbedienung, die andere im Hosenbund und das einzige, das er mit Feuereifer produzierte, waren frauenfeindliche Sprüche á la „Weihnachten ist nicht die Zeit zum Bereuen. Dafür sind Hochzeitstage da.“
Al und „Peg“ schafften etwas ganz Erstaunliches: Nach einer Folge „Eine schrecklich nette Familie“ dachte sich wohl jeder: Hach, was habe ich nur für ein Glück mit meinem Partner. Die US-Sitcom mit den typischen eingespielten Lachern vom Band wurde ab 1987 (in Deutschland ab 1992 auf RTL) gezeigt und war von Beginn an höchst umstritten. Besonders die Art und Weise, wie Frauen dargestellt wurden, die blondierte Tochter wurde „Dumpfbacke“ genannt, brachte manche auf die Palme. Peggy versuchte stets durch aufreizende Kleidung und rauchend, ihren Mann zu verführen, und die burschikose Nachbarin Marcy Darcy (Amanda Bearse) galt als geschlechtsloses Wesen mit null Sexappeal.
Peggy-Darstellerin Katey Sagal: "Es war eine sehr frauenfeindliche Show"
In zehn Jahren wurden knapp 300 Folgen gezeigt und die Hauptdarsteller Ed O’Neill (78) und Katey Sagal (70) erlebten ihren schauspielerischen Durchbruch. O’Neill gestand kürzlich, dass die Rolle für ihn Fluch und Segen zugleich war, denn er hatte seitdem den Pascha-Stempel auf der Stirn. 2009 spielte er in „Modern Family“ wieder einen unsympathischen Familienvater. Und Katey sprach aus, was Gegner von „Eine schrecklich nette Familie“ schon lange sagten. „Es war eine sehr frauenfeindliche Show.“ Sie rechtfertigte ihre Teilnahme so:
Peggy Bundy zu spielen, hatte mit meinen Überzeugungen nichts zu tun. Es war einfach mein Job.
Sie erlebten zusammen den Tod ihres Babys
Mit dem Ablegen der roten Perücke war sie frei für viele weitere Rollen – komödiantische und auch ernste. Für „Sons of Anarchy“ bekam sie 2011 sogar den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin. Die beiden Schauspieler haben das gemacht, was auch die Zuschauer machen sollten – die Serie nicht so ernst nehmen. Es war Comedy und im wahren Leben war Al ein einfühlsamer Mensch und Peggy eine kluge sensible Frau. Sie durchlebten sogar gemeinsam einen schweren Schickalsschlag. Katey wurde 1991 von ihrem damaligen Partner schwanger und im TV freuten sich dann spontan auch Peggy und Al auf den Familienzuwachs. Im 7. Monat hörte aber das Herz des Babys auf zu schlagen, es starb im Mutterleib. Das Drehbuch wurde erneut angepasst und die Schwangerschaft als (Alb-) Traum von Al erklärt. Der war für die werdende Mutter natürlich nicht so schnell vorbei, und Sprücheklopfer Al Bundy entpuppte sich nach Feierabend als große mentale Stütze in schweren Zeiten.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe der "Frau mit Herz".