Interview
Christian Wunderlich: "Mein Leben folgt keinem Plan"

Christian Wunderlich: "Mein Leben folgt keinem Plan" - Der Teenie-Star aus "Verbotene Liebe" meldet sich zurück

Nach "Verbotene Liebe" und ein paar Musikhits wurde es ruhig um Christian Wunderlich, 36, der um die Jahrtausendwende die Teenie-Mädchen begeisterte. Gestern Abend feierte er im ZDF bei "Rosamunde Pilcher" sein TV-Comeback. OK! hat er verraten, wo er die ganze Zeit gesteckt hat und was er jetzt als nächstes plant.

Christian Wunderlich spielte in den 1990er-Jahren in der ARD-Serie "Verbotene Liebe" und startete danach eine Musikkarriere.  © dpa

"Meine Musikkarriere war eher Zufall"

Du bist zurück im TV!

Das stimmt! Es für mich auch ein wenig überraschend, aber bisher ist in meinem Leben wenig einem großen Plan gefolgt. Auch meine Musikkarriere Ende der 1990er ist ja eher aus Zufall entstanden und war nie geplant. Meine beiden ersten Singles waren die einzigen zwei Songs, die wir zur Hand hatten! Es war ja nicht wie heute, dass man sich aus 30, 40 Liedern ein paar Stück raussucht, die passen. Das war rückblickend betrachtet alles doch recht naiv.

Du warst ja wirklich ein richtiger Teenie-Star! Bist Du nach dem Hype in ein Loch gefallen?

Meine Bravo-Ottos stehen hier noch! Mir war aber immer bewusst, dass der Erfolg nur eine gewisse Haltbarkeit hat. Das war für mich kein Problem, denn es hat mir zwar wahnsinnig Spaß gemacht, aber ich war nicht abhängig davon. Deshalb habe ich das Ende aktiv mitgestaltet und mir nach dem Höhepunkt, der Asientour mit „Westlife“, Zeit für die Dinge genommen, die ich lange vernachlässigt hatte. Ich habe ganz bewusst einen Cut gemacht, auch weil ich wusste, dass spätestens in einem Jahr sowieso jemand anderes angesagt sein würde. Da wollte ich lieber selbst das Ende bestimmen.

"Ich habe erstmal ganz normale Dinge gemacht"

Was kam danach?

Erstmal habe ich ein paar Monate lang gemacht, was ich vorher Jahre lang kaum machen konnte. Ganz normale Dinge: mit Freunden treffen, ins Kino gehen, ein ganz normales Leben führen, das ich ja vor dem ganzen Wahnsinn auch hatte. Und ich wollte mich vor allem meiner ganz geheimen Leidenschaft widmen: dem Schreiben. Ich wollte immer schreiben und ein eigenes Buch veröffentlichen, und habe während der Schauspielerei und dem Singen immer nachts an meinen Romanen geschrieben. Das hält man natürlich irgendwann auch nicht mehr durch, wenn man so wenig schläft.

"Ich war nie anfällig für die Verführungen des Business"

Aber Du hattest kein Burnout, oder?

Nein, mit Anfang 20 steckt man sowas ja zum Glück noch ganz gut weg. Und ich hatte auch nie was mit Drogen und Alkohol, habe nicht mal geraucht. Auch die ganze Aufmerksamkeit habe ich nicht so ernst genommen, deshalb war ich nicht anfällig für die Verführungen des Business.

Wo hast Du in den letzten Jahren gesteckt?

Ich habe ganz verschiedene Sachen gemacht. Momentan arbeite ich viel als Synchronsprecher. Aber ich habe auch mal elf Monate lang als Redakteur bei „Domian“ gearbeitet, habe die Leute betreut, E-Mails gelesen und Anrufe geführt und dabei viel mehr Geschichten gehört als Domian selber. Das sind ja pro Abend Dutzende! Der Job war wirklich spannend, auch wenn die Uhrzeit etwas undankbar war (lacht). Man erfährt so viele unterschiedliche Geschichten, von tragisch bis skurril. Man muss sich jedes Mal neu drauf einstellen. Ich habe in der Zeit viel über Menschen gelernt und gehe seitdem ganz anders durch die Straßen, weil ich immer wieder denke, was passiert jetzt wohl hinter dieser Fensterscheibe.

Gibt es eine Geschichte, die Dich besonders berührt hat?

Gleich in meiner ersten Woche telefonierte ich mit einer jungen Frau, 23 Jahre alt, die ganz leise sprach. Und ich spürte, dass da irgendwas ist und sie sofort auflegen würde, wenn ich ein falsches Wort sagen würde. Sie erzählte dann, dass sie seit sehr vielen Jahren von ihrem Großvater missbraucht wird. Das war natürlich für mich ein Hammer direkt in der ersten Woche. Ich bin ja auch kein Psychologe und war mir unsicher, wie ich damit umgehe. Ich habe sehr lange mit ihr telefoniert und sie auch danach noch betreut und sie unterstützt. Das ist ja das Tolle, dass dort Menschen wirklich Hilfe angeboten wird!

Christian hat einen Roman geschrieben!

Du erzähltest eben vom Schreiben. Wann erscheint mal ein Buch von Dir?

Ich habe mehrere Bücher geschrieben, aber erst letztes Jahr habe ich den Roman beendet, von dem ich sage: Das ist er! Das ist das Buch, mit dem ich nach draußen gehen möchte. Jetzt strecke ich die Fühler nach einem Verlag aus.

Verarbeitest Du in dem Buch eigene Erlebnisse?

Ich glaube, in jedem Buch steckt etwas vom Autor, sogar bei Fantasy-Romanen. Freunde, die schon Auszüge gelesen haben, sagen, dass sie viel darin von mir erkannt haben. Ich würde es übrigens als melancholische Satire bezeichnen. Ich mag die Mischung aus Heiterem und Ernstem.

Und nun wieder Schauspielerei!

Ja, jetzt wo mein Buch fertig ist, bin ich wieder offen dafür . Und als ich den ersten Tag am Set stand, habe ich gleich wieder gemerkt: Das ist meine Heimat, ich bin wieder zuhause. Ich muss ja gestehen, dass ich vorher noch nie „Rosamunde Pilcher“ gesehen habe. Aber übrigens auch noch keinen „Tatort“! Ich schaue überhaupt wenig fern.

Hobbies? Bücher, Bücher, Bücher

Welche Hobbies hast Du?

Bücher, Bücher, Bücher! Ich lese wahnsinnig viel und habe zuhause eine richtige Bibliothek. Die Bücher stapeln sich überall. Ansonsten gehe ich gerne in die Oper.

"Der Ausstieg aus 'Verbotene Liebe' war richtig"

Vermisst Du eigentlich manchmal die „Verbotene Liebe“?

Der Ausstieg war schon richtig. Du spürst als Schauspieler einfach, wenn die Zeit um ist. Und das war damals einfach so. Das hätte ich übrigens auch gemacht, wenn ich nicht noch die Musikkarriere gehabt hätte. Man möchte ja auch weiterkommen, und ich war ja immerhin vier Jahre dabei.

Kannst Du Dir vorstellen, nochmal in einer täglichen Serie mitzuspielen?

Also bei einer bestehenden eher nicht. Spannender wäre ein neues Projekt. Auf jeden Fall steht die Schauspielerei jetzt im Fokus, die Musik ist ganz in den Hintergrund gerückt. Aber wer weiß, was noch alles kommt. Wie gesagt, einen großen Plan habe ich nicht.

Wie Christian liebt und warum er unbedingt Kinder will – das lest Ihr in der aktuellen OK!