Franz Beckenbauer: Woher kommt der Spitzname "Kaiser"?
Franz Beckenbauer (†78) begann seine Fußballkarriere beim FC Bayern München. Mit 18 Jahre debütierte er in der Profimannschaft, am ersten Spieltag der Aufstiegsrunde zur Bundesliga (6. Juni 1964) gegen den FC St. Pauli. Noch im selben Spiel erzielte der Abwehrspieler sein erstes Pflichtspieltor. Am Ende der Saison stiegen die Bayern in die Bundesliga auf.
Vier Jahre später, 1968 wurde Franz Beckenbauer das erste Mal als "Kaiser" betitelt. Doch woher stammt der berühmte Spitzname überhaupt? Über die Herkunft ist man sich bis heut nicht ganz einig.
Die erste Geschichte des Spitznamens beginnt bei einem Freundschaftsspiel des FC Bayern München in Wien. Für Fotoaufnahmen wurde Beckenbauer neben eine Büste des ehemaligen österreichischen Kaisers Franz I. gestellt. Der Journalist Sepp Graf fand diese Kombination so passend, dass er in seinem Artikel über das Spiel Beckenbauer als "Fußball-Kaiser" bezeichnete. Die Bezeichnung "Kaiser" fand schnell Anklang und verbreitete sich rasch in den Medien. Später bestätigte auch Manuel Neukirchner, Journalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, diese Version und schrieb über die Fotografie des österreichischen Fotografen Herbert Sündhofer: "Durch diese Aufnahme und ihre mediale Verbreitung fand sich die passende Metapher für den Ausnahmefußballer mit der Aura des Unantastbaren." Beckenbauer selbst hat diese Geschichte immer wieder gerne erzählt.
Allerdings gibt es auch eine andere Version der Herkunft des Spitznamens: Am 10. Juni 1969 wurden die Bayern zum ersten Mal Deutscher Meister. Die "Bild-Zeitung" bezeichnete Franz Beckenbauer daraufhin als "Kaiser der Nation", in Anlehnung an seinen Doppelpasspartner Gerd Müller – den "Bomber der Nation"! Dieser Titel verfestigte sich vier Tage später, im Pokalendspiel gegen den FC Schalke 04, noch einmal. Als Beckenbauer seinen Gegenspieler Reinhard Libuda, den man den "König von Westfalen" nannte, foulte, waren die Schalke-Fans so wütend, dass sie ihn ausbuhten. Als Reaktion darauf jonglierte er den Ball vor der Schalker Fankurve etwa 40 Sekunden lang in der Luft. Die Presse suchte jetzt eine Steigerung zum "König von Westfalen", und fand sie in "Kaiser".
Verwendete Quellen: FAZ, Welt am Sonntag