Oscars 2024: Geschmackloser Nazi-Witz von Jimmy Kimmel
Am 10. März waren alle Augen auf Hollywood gerichtet, denn im Dolby Theatre in Los Angeles wurden zum 96. Mal die Academy Awards, umgangssprachlich Oscars, verliehen. Als große Favoritin galt unter anderem die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller (45), die für ihre Rolle in dem Drama "The Zone of Interest" in der Kategorie "Beste Schauspielerin" nominiert war. Doch für so manch einen Zuschauer wurde die Preisverleihung schnell zur Nebensache, denn die echauffierten sich besonders für den taktlosen Auftritt von Moderator Jimmy Kimmel (56). Der Oscar-Moderator ist eigentlich für seinen Humor bekannt, doch mit Witz hatten einige seiner Sprüche am Abend des 10. März so gar nichts mehr zu tun - und einer davon richtete sich gegen Sandra Hüller.
Gleich zu Beginn der Oscar-Verleihung kam Jimmy Kimmel auf einige Nominierte zu sprechen. So erklärte er beispielsweise: "Zum ersten Mal überhaupt sind drei fremdsprachige Filme für den 'Besten Film‘ nominiert, zwei davon mit Sandra Hüller in der Hauptrolle." Doch dann fügte der 56-Jährige hinzu: "Sandra spielt in 'Anatomie eines Falls‘ eine Frau, die wegen Mordes an ihrem Ehemann vor Gericht steht, und in 'The Zone of Interest‘ eine Nazihausfrau, die in der Nähe von Auschwitz lebt. Während dies für amerikanische Kinobesucher sehr schwere Themen sind, nennt man sie in Sandras Heimat Deutschland romantische Komödien." Was witzig gemeint war, kam bei den meisten Zuschauern nicht besonders gut an. Bei X (ehemals Twitter) hieß es beispielsweise: "Jimmy Kimmels 'Witz', der Auschwitz mit einer deutschen 'Liebeskomödie' in Verbindung bringt, ist der Gipfel der moralischen Verwerflichkeit."
Tatsächlich handelt es sich bei "The Zone of Interest", in dem Sandra Hüller die Hauptrolle als Höß-Ehefrau Hedwig spielt, keinesfalls um eine Liebeskomödie - ganz im Gegenteil: Das Drama von Regisseur Jonathan Glazer thematisiert den Alltag einer Nazi-Familie, die direkt neben dem Konzentrationslager Auschwitz wohnt und ihr Leben inmitten der Brutalität und der Grausamkeiten der Nazis führt. Harter Tobak - und so oder so niemals ein angemessenes Thema für schlechte Witze bei den Oscars.
Unmöglich! Anspielung auf Drogensucht von Robert Downey Jr.
Dabei war das längst nicht Jimmy Kimmels einziger Fehltritt: Mindestens genauso geschmacklos wie sein Auschwitz-Scherz waren seine Worte über Robert Downey Jr. (58), der sich für seine Rolle in "Oppenheimer" über einen Oscar als "Bester Nebendarsteller" freuen durfte. Kimmel scherzte, dass "Oppenheimer" sicherlich das Highlight der Karriere des 58-Jährigen sei, aber wahrscheinlich nicht sein "highest" Moment. Was das bedeuten sollte? Robert Downey Jr. war in den 1990er-Jahren schwer drogenabhängig und war unter anderem süchtig nach Heroin und Kokain, weshalb er mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geriet und sogar im Gefängnis landete. Seine Sucht konnte der Schauspieler erst Anfang der 2000er-Jahre durch eine Therapie bekämpfen - unter anderem auch, weil ihm seine Ehefrau damals drohte, ihn andernfalls zu verlassen. Logisch also, dass Robert Downey Jr. sicherlich nicht gerade gerne an dieses dunkle Kapitel seines Lebens zurückdenkt - und schon gar nicht bei der Verleihung der Oscars damit konfrontiert werden möchte. Er selbst wirkte von Kimmels Kommentar etwas überrumpelt, tippte sich aber dann theatralisch auf die Nasenspitze, was von dem 58-Jährigen mit einer weiteren Drogen-Andeutung quittiert wurde. Sprüche, die nicht nur kaum an Geschmacklosigkeit zu überbieten waren, sondern auch noch völlig fehl am Platz waren - fanden offenbar auch die anderen Gäste im Raum, denn gelacht hat über diese Bemerkungen zurecht kaum jemand.
Auch Humor hat seine Grenzen und zwar immer dann, wenn man jemand - aus welchem Grund auch immer - diskriminiert oder beleidigt wird. Für Jimmy Kimmel war es nun bereits die fünfte Oscar-Verleihung, die er moderieren durfte - und nach diesen Fehltritten auch hoffentlich die letzte.
Verwendete Quellen: Oscars