Seit mehr als 40 Jahren steht Hartmut Engler mit seiner Band Pur auf der Bühne (HIER kannst du die größten Hits auf CD und Vinyl shoppen). Eine lange Zeit, in der sich vieles verändert hat. IN traf den Sänger in Leipzig und erfuhr, dass selbst ein erfolgreicher Star sich häufig machtlos und ängstlich fühlt.
IN In Ihrem neuen Album geht es um Toleranz. Wo fehlt diese im Alltag?
So ziemlich überall. Im Moment ist das natürlich deutlich zu spüren. Wir haben hier politische Veränderung im Land, das Klima ist viel vergifteter als noch vor einigen Jahren. Wir sind von einer Begrüßungskultur zu 80 Millionen verängstigten Menschen geworden, die sich nicht zutrauen, eine Million Menschen zu integrieren. Nach dem Fall der Mauer haben wir ganz anderes bewältigen müssen und haben das auch geschafft.
IN Haben auch Sie Angst?
Ja, ich habe Angst, was die Zukunft angeht. Und das ärgert mich. Wir haben in Washington, in Ankara, in Moskau und in Pjöngjang merkwürdige Menschen sitzen, die die Politik der ganzen Welt bestimmen. Ich habe Angst, dass es bei uns eines Tages auch dazu kommt.
IN Wie kann man das verhindern?
Wir müssen uns darüber klar werden, dass diese Ängste, die wir haben, gar nicht existieren, sondern nur geschürt werden, durch Internetlügen. Wir müssen zusammenhalten, denn wir sind die klare Mehrheit. Wir haben Toleranz, Achtung und Respekt. Das ist in einer Demokratie sehr wichtig. Ich hoffe, dass wenn wir alle zusammenstehen, sich das Blatt wendet und irgendwann wieder vernünftige Politik gemacht wird – anstatt sich permanent nur zu streiten.
IN Was kann jeder Einzelne dafür tun?
Zivilcourage! Laut die Meinung sagen und nicht schweigen, wenn jemandem etwas gegen den Strich geht.
IN Hilft auch Musik dabei?
Natürlich. Man kann es beispielsweise nicht nur dabei belassen, Liebeslieder zu singen. Man muss andere Inhalte behandeln, um so einen Zugang zu den Menschen zu finden. Wenn wir bei großen Konzerten auch über politische oder zeitkritische Dinge sprechen, dann fühlen sich die Menschen nicht mehr allein.
IN Auch Sie haben privat einer Flüchtlingsfamilie geholfen ...
Ja, ich habe das Geburtshaus meiner Eltern an syrische Flüchtlinge vermietet. Denn meine Eltern waren auch Flüchtlinge. Die Erfahrung mit dieser Familie ist sehr positiv. Das Haus steht in einem kleinen Dorf, und die Leute aus der Nachbarschaft waren einfach nur großartig. Sie haben sich bemüht, haben Fahrräder für die Kinder besorgt. Ich habe kein einziges böses Wort gehört.
IN Ihre Eltern waren auch Flüchtlinge?
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die beiden heimatvertriebene Flüchtlinge. Mein Vater stammt aus Ungarn, meine Mutter aus dem heutigen Tschechien. Kennengelernt haben sie sich dann in Baden Württemberg. Wären die beiden damals nicht hier aufgenommen worden, dann würde es mich heute gar nicht geben. Meine Eltern hatten ein sehr bewegtes Leben.
IN Auch Ihr Leben ist sehr bewegt. Gibt es Stunden, in denen Ihnen alles über den Kopf wächst?
Natürlich gibt es die, aber das mache ich mit mir allein aus. Wenn ich auf die Bühne gehe, dann sollte das niemand merken. Ich habe in meiner langen Musikerlaufbahn viel an Professionalität gelernt. Ich bin nicht hier, um auf die Tränendrüse zu drücken – ich bin Unterhalter. Aber keiner, der immer nur eine einzige Botschaft zu verkünden hat, wie viele andere das tun.
IN Wie schaffen Sie es, immer positiv zu bleiben?
Ich versuche, zumindest nach außen hin positiv zu bleiben. Grundsätzlich bin ich zwar ein Pessimist, aber mit viel Hoffnung. Durch mein Leben als Musiker habe ich so viele Menschen mit so positiver Energie kennengelernt, dass ich auch etwas zurückgeben möchte. Das ist mein Lebenselixier!
Interview: Natalie Eichhammer
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