Christina (38): "Ich hatte keine Ahnung, wie einsam mich das Mama-Dasein machen würde"
Wenn ich am Anfang einen halben Tag nur Babysprache benutzt hatte, war schon der kurze Schnack mit dem Postboten eine geistige Herausforderung, so seltsam das klingt. Nicht nur mein ganzer Körper, auch mein Gehirn war so komplett auf „Baby“ gepolt, dass ich mich manchmal selbst nicht wiedererkannt habe.
Ja, ich wollte schon immer Kinder haben, keine Frage. Aber wie sehr mich das Mama-Dasein wirklich verändern würde, hätte ich nicht gedacht. Vor allem nicht, wie einsam mich das machen würde. Das begann schon in den ersten Monaten nach Lios Geburt. Mein Partner ist ganz normal weiter arbeiten gegangen, Teilzeit kam für ihn aufgrund seines Jobs leider nie in Frage. Deshalb war ich jeden Tag mit Lio allein. Unsere Familien wohnen beide sehr weit weg, und da wir erst drei Monate vor der Geburt nach Bremen gezogen sind, konnte ich mir auch noch keinen richtigen Freundeskreis oder ein soziales Umfeld aufbauen. Gut, damals waren wir mit dem Umzug und meinem immer größer werdenden Babybauch beschäftigt. Aber jetzt? Ich kenne zwar die anderen Mütter in Lios Kita, aber da wir erst in der Eingewöhnung sind, bleibt keine Zeit, um echte Kontakte zu knüpfen.
„Ich würde so gerne mit jemandem reden“
Meine Freundinnen und Freunde von zu Hause melden sich auch nicht mehr so oft. Und irgendwie kann ich das auch ein bisschen verstehen. Anfangs war halt Lio immer der thematische Mittelpunkt, ich sprach nur über ihn, schickte Bilder, Videos, all das – der typische Mama-Hormonrausch eben. Doch jetzt ist er schon zwei. Und wenn er schläft und im Haushalt nichts mehr zu tun ist, wünsche ich mir so oft nichts sehnlicher, als mit jemandem reden zu können. Einfach so, bei einem Kaffee mal über alles quatschen, was nichts mit Kindern zu tun hat. Abends mit meinem Mann ist das auch eingeschlafen, dann reden wir entweder über Lio oder über seine Arbeit. Wie mein Tag war, was ich denke oder fühle, geht da schnell unter …
Ja, ich wünsche mir manchmal mein altes Leben zurück. Meinen Freundeskreis. Dann ertappe ich mich bei dem Gedanken, fühle mich schlecht. Mein Sohn ist mein Glück – und doch: Ich bin mehr als nur eine Mutter.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Printausgabe von VIEL SPAß. Weitere spannende Star-News liest du in der aktuellen VIEL SPAß – Jeden Mittwoch neu am Kiosk.