Unvergessener Kinderstar: Peggy March
Mit achtzehn stand sie vor den Scherben ihrer Karriere. Peggy March (76) hatte alles verloren, musste noch einmal ganz von vorn anfangen. Ihr Manager verprasste die gesamten Gagen, nichts war mehr da. Die meisten wären daran sicherlich zerbrochen, hätten alles hingeworfen. Doch die junge Frau hatte etwas, das ihr Kraft und Halt gab: das Singen.
Als Kind sang sie in einer Western-Band
Dass sie ein ganz besonderes Talent hatte, war den Eltern schon klar, als ihre Tochter Margaret Annemarie Battavio (so heißt sie bürgerlich) noch ein Grundschulkind war. Sie sang zu Hause zu Liedern im Radio, im Chor, auf Familienfesten und bald schon auf kleinen Bühnen. Die Kleine bekam eine Gesangslehrerin, und obwohl die Eltern nur geringe Einkünfte hatten, fuhr Mutter Margaret ihr begabtes Kind zu Talentwettbewerben im ganzen Land. Sie sang in einer Country & Western-Band, wurde schnell zu einer lokalen Berühmtheit.
Beim Abwasch hörte sie ihr Lied im Radio
1961 überraschte sie ihre Cousine bei deren Hochzeit mit einem kleinen Auftritt. Zufällig war jemand unter den Gästen, der ihr einen Kontakt zur Plattenfirma RCA vermittelte, und Peggy wurde unter Vertrag genommen. Als Künstlernamen wählten sie „Peggy“ – das war ohnehin ihr Spitzname und „March“ nach ihrem Geburtsmonat März. „Little“, weil sie so jung und niedlich war. Zwei Jahre später veröffentlichten sie den ersten Titel, „I Will Follow Him“, eine neue Version von Petula Clarks (91) Hit „Chariot“, der ein Jahr zuvor erfolgreich war. „Ich war damit drei Wochen lang auf Platz zwei“, erinnerte sich Peggy March. Eines Abends machte sie den Abwasch im Haus ihrer Eltern, die Charts liefen im Radio. „Als mein Name bei Platz zwei nicht fiel, war ich enttäuscht“, so die Sängerin. Doch sie war nicht raus aus den Top Ten, sondern auf Platz eins.
Ihr gelang ein denkwürdiger Rekord
Ein bis dahin unbekannter Teenager mit so einem Durchbruch – das ist bis heute niemand anderem mehr gelungen. „Ich war fassungslos“, sagte sie. „Das Telefon stand nicht mehr still.“ Von da an war für die damals 15-Jährige an ein normales Leben nicht mehr zu denken. Die Welt stand ihr offen, und sie rief ihren Namen. Little Peggy March wurde nach Großbritannien, Frankreich, sogar Asien und Australien eingeladen. Das Publikum in Italien wuchs ihr besonders ans Herz, nach einem Auftritt beim San Remo Festival nahm sie prompt mit dem großen Ennio Morricone (†91) das Album „Te ne vai“ auf, das Platz 1 erreichte.
Der Manager ließ ihr nur 500 Dollar übrig
Sie gab Interviews, trat beinahe täglich auf, nachts fiel sie ins Hotelbett und morgens musste sie erst mal überlegen, in welcher Stadt sie sich eigentlich befand. In stillen Momenten vermisste sie ihre Eltern ganz fürchterlich. Immer an ihrer Seite war Manager Rusell Smith, der seinen Job zwar verstand, aber die junge Peggy lediglich als Einnahmequelle betrachtete. Sie: „Er bestimmte, was ich anziehen sollte, was ich zu Reportern sagen durfte, meine Meinung interessierte ihn nicht.“ Kaum war sie volljährig, kündigte sie ihm und forderte ihre Gagen ein. Vor Gericht kam heraus, dass er längst alles ausgegeben hatte. Ihr blieben 500 Dollar und die traurige Erkenntnis, dass man am besten keinem anderen Menschen vertrauen sollte.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe "Frau mit Herz."