"Für mich gab es nach Stefan Raabs Karriere-Aus einfach keinen würdigen Ersatz, so sehr es viele auch versucht hatten"
Für mich ist vor wenigen Tagen ein kleiner TV-Traum in Erfüllung gegangen: Stefan Raab kehrt in die Fernsehwelt zurück. Schon im März hatte sein erstes Instagram-Video bei mir Herzklopfen und große Comeback-Hoffnungen ausgelöst, wie bei vielen anderen Menschen in Deutschland auch. Überraschend fand ich die krasse Resonanz - Raab sammelte innerhalb weniger Stunden über eine Million Follower - nicht, denn mich persönlich traf es damals auch sehr, als sich der "König der guten Unterhaltung" in TV-Rente begab und sein "TV total"-Zepter mit Tränen in den Augen endgültig abgab. Das ist nun neun lange Jahre her und in all der Zeit habe ich immer wieder auf ein Lebenszeichen gehofft. Ich bin mit Stefan Raab aufgewachsen: Vom Song "Hier kommt die Maus", den meine Eltern mit mir auf langen Autofahrten zu meinen Großeltern im Radio hören mussten, über seinen ESC-Auftritt mit "Wadde hadde dudde da?" bis hin zu "TV total" und dem ESC-Sieg mit Lena Meyer-Landrut. Stefan Raab war immer da - und nahezu alle seine Formate machten mir Spaß.
Während ich abends meine Hausaufgaben machte, flimmerte nebenbei "TV total" über die Mattscheiben, auch "Schlag den Raab" schaute ich mir immer wieder mal als Teenager an und wünschte insgeheim stets dem Entertainer den Sieg. Mein persönliches Highlight: Mein erster und letzter Besuch bei "TV total" Anfang 2013 in Köln. Aber das war knapp zwei Jahre später dann vorbei - angeblich für immer. Und für mich gab es nach seinem Karriere-Aus einfach keinen würdigen Ersatz, so sehr es viele auch versucht hatten.
Und mit dieser Meinung war ich offenbar nicht allein: Neben meiner Mama, die immer mal wieder zu mir meinte: "Es fehlt einfach etwas im deutschen Fernsehen", las ich auch auf Facebook, Instagram und Co. oder nach diversen ESC-Debakeln in den Medien immer wieder von der direkten oder indirekten Bitte nach einem Comeback von Stefan Raab, denn: "Mit ihm war alles besser". Der Kölner hatte schon immer ein Händchen für gute Unterhaltung und fehlte in meinen Augen an allen Ecken und Enden im deutschen TV.
Und nun ist er zurück: Nach typisch-inszenierter spektakulärer Raab-Manier feierte er am 14. September sein angekündigtes Comeback mit dem Boxkampf gegen Regina Halmich. Zugegeben, das Live-Spektakel drehte sich weniger um den Boxsport als um Raab, dennoch habe ich jede einzelne Minute davon genossen, denn Raab zeigte sich genau so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: Selbstironisch, minimal arrogant, aber immer noch mit einer großen Portion Humor. Sein neuer Song "Pa aufs Maul" landete nach dem Comeback bereits an der Spitze der Charts. Und das Beste: Mit seiner Show "DGHNDM" kehrt er sogar regelmäßig auf die Bildschirme (die Show läuft nur bei RTL+) zurück - inklusive Elton, seinem typischen hellblauen Raab-Hemd und den Heavytones. "Was will man eigentlich mehr?", fragte ich mich.
Doch als ich in den letzten Tagen nach Raabs Boxkampf durch das Internet scrollte und dort nicht nur zahlreiche Negativ-Kommentare in den sozialen Medien lesen musste, sondern auch viele Medienberichte vorfand, in denen unter anderem über eine mögliche Midlife-Crisis spekuliert oder aber darüber gefachsimpelt wurde, ob seine Zeit als Entertainer vorbei ist und seiner Show darüber hinaus schon vor Start Misserfolg prognostiziert wurde, war ich doch ein bisschen verwirrt über die Kritik und die vielen negativen Reaktionen.
"Stefan Raab versteht immer noch, wie man Fernsehgeschichte schreibt"
Neben all der Nostalgie, die bei mir natürlich beim Gedanken an Stefan Raab mitschwingt, weiß auch ich sehr gut, dass sich Medienwelt und die Unterhaltungsbranche im letzten Jahrzehnt verändert haben. Längst werden Aussagen und vermeintliche Witze - siehe Luke Mockridge - deutlich kritischer hinterfragt und öffentlich diskutiert, was definitiv richtig und wichtig ist. Ich verstehe die Frage danach, ob Stefan Raabs Art von Humor noch zeitgemäß ist. Aber: Können wir ihm und seiner neuen Show nicht einfach erst mal alle eine Chance geben, bevor wir sie medial - oder auf welche Weise auch immer - vernichten? Stefan Raab hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder bewiesen, dass er ein Händchen für Erfolge hat, andernfalls wäre er ja immerhin auch nicht da, wo er heute ist. In meinen Augen ein weiterer Erfolgsgarant: Raab ist sich für nichts zu schade und lacht zwar auch mal über andere, aber eben auch sehr gerne über sich selbst. Legendär bis heute: Sein Probeflug beim Kunstfliegen. (Wer es nicht kennt, unbedingt hier anschauen!)
Bei der Kritik darüber, dass sich Stefan Raab bei seinem Boxkampf mehr selbst inszeniert hat als alles andere, frage ich mich: Was habt Ihr denn erwartet? Einen ehrlichen, echten Sport-Boxkampf, bei dem Raab einmal nett winkt, sich dann vermöbeln lässt und dann wieder in der Versenkung verschwindet? Das nach neun Jahren TV-Abstinenz zu glauben, halte ich dann doch für sehr naiv. War es doch von Anfang an mehr als klar, dass mehr dahinterstecken muss als ein reguläres Sportevent. Und was er alle Mal - und vor allem mal wieder - bewiesen hat: Stefan Raab versteht immer noch, wie man Fernsehgeschichte schreibt und wie man für Quoten sorgt. Und genau deshalb freue ich mich auch sehr auf "DGHNDM". Alle Infos zum Konzept seiner Show findest Du übrigens hier.
Entertainer, Erfolgsgarant, Legende, Phänomen: Für mich beschreiben diese Begriffe Stefan Raab perfekt. Ich bin mit dem einstigen ProSieben-Urgestein aufgewachsen und verrate euch, warum ich mich so sehr über sein Comeback und auf seine neue Show freue.