Nirvana-Frontmann Kurt Cobain ist nun länger tot, als er je gelebt hat: Am 5. April 1994 beging die Musiklegende im Alter von 27 Jahren Suizid - und trat damit dem "Club 27" bei, der bedeutende Musiker, die mit 27 Jahren gestorben sind, bezeichnet. Doch auch 30 Jahre nach seinem Tod ranken sich noch viele Gerüchte um das Ableben von Kurt Cobain sowie seinen berühmten Abschiedsbrief.
Der Tod von Kurt Cobain: Eine Musik-Ikone stirbt
Nirvana-Sänger Kurt Cobain war einer der größten Rockstars der 1990er-Jahre, bis er sein Leben am 5. April 1994 beendete: mit einer Schrotflinte nach einer Überdosis Heroin. Um seinen Tod ranken sich bis heute viele Verschwörungstheorien.
Der Nirvana-Frontmann nahm zum Zeitpunkt seines Suizids bereits schon länger Heroin als Schmerzmittel, um gegen seine anhaltenden Magenschmerzen, die ihn bereits seit der Kindheit verfolgten, anzukämpfen. Bei einem Besuch in Rom mit seiner Frau Courtney Love im März 1994 wurde er ins Krankenhaus gebracht, wo er nur zwei Tage später ins Koma fiel. Weil in seinem Körper Beruhigungsmittel in Kombination mit Alkohol gefunden worden waren, wurde dies von den Ärzten als Suizidversuch gewertet. Es habe sich jedoch nur um ein Versehen gehandelt, hieß es in einer späteren Stellungnahme, Courtney Love hingegen bezeichnete dies bereits als Suizidversuch. Als Folge des Vorfalls wurde Kurt Cobain von seinem Umfeld dazu gedrängt, einen Drogenentzug zu machen. Diesen begann er im Exodus Recovery Center im kalifornischen Marina del Rey, doch am 1. April 1994 floh Cobain aus diesem. Nach seiner Flucht achtete der Musiker darauf, von niemandem gefunden zu werden.
Gefunden wurde er wenige Tage später dann aber doch: Ein Elektriker fand den Nirvana-Frontmann am 8. April 1994 in einem Gewächshaus über dessen Garage. Drei Tage vor dem Auffinden der Leiche hatte sich der Musiker in dieser eingeschlossen, einen Abschiedsbrief geschrieben und sich mit einem Kopfschuss durch eine Schrotflinte am 5. April selbst getötet. Der Abschiedsbrief wurde neben der Leiche Kurt Cobains gefunden.
Der Abschiedsbrief von Kurt Cobain - "It's better to burn out than to fade away"
Der Abschiedsbrief von Nirvana-Legende Kurt Cobain sorgt auch 30 Jahre nach dessen Tod noch für eine Menge Aufruhr. Insbesondere die berühmte Zeile "It's better to burn out than to fade away" (zu Deutsch "Es ist besser auszubrennen, als zu verblassen"), die aus dem Neil Young Song "Hey Hey, My My (Out Of The Blue)" stammt, ist seitdem ein vielfach zitierter Satz geworden.
Kurt Cobain adressierte seinen Abschiedsbrief an seinen imaginären Freund Boddah, den er bereits seit Kindheitstagen hatte. Manch einer betrachtet Boddah aufgrund von Cobains Beschreibungen auch als dessen bösen Alter-Ego. In jungen Jahren wurde der Nirvana-Star einst beschuldigt, eine Katze gequält zu haben, woraufhin er Boddah die Schuld dafür zuwies. Auch als er "Kill Your Parents" (zu Deutsch "Töte deine Eltern") an die Schulwand geschrieben hatte, nannte er Boddah als Schuldigen. Im Abschiedsbrief des Sängers heißt es unter anderem: "Wenn man mit der Zunge eines erfahrenen Dummkopfes spricht, der offensichtlich lieber ein entmannter, infantiler Beschwerdeführer wäre, sollte dieser Brief ziemlich leicht zu verstehen sein."
In seinem Abschiedsbrief machte die Musiklegende deutlich, dass er zuletzt trotz seiner vielen Fans und dem riesigen Erfolg von Nirvana keine Freude mehr an seinem Job empfand. Er habe den Spaß an der Musik verloren - am Hören, Schreiben und Spielen dieser:"Das schlimmste Verbrechen, das ich mir vorstellen kann, wäre es, den Leuten etwas vorzumachen, indem ich so tue, als ob ich 100-prozentig Spaß hätte. Ich habe alles in meiner Macht Stehende versucht, um es zu schätzen (und das tue ich auch, Gott sei Dank, aber es ist nicht genug). Ich schätze die Tatsache, dass ich und wir eine Menge Leute beeinflusst und unterhalten haben."
Verschwörungstheorien um Kurt Cobains Tod: Suizid oder Mord?
Obwohl Kurt Cobain sich mittels einer Schrotflinte selbst das Leben genommen hat, kursieren immer wieder Verschwörungstheorien, der Nirvana-Frontmann habe gar keinen Selbstmord begangen, sondern sei umgebracht worden. Auch Bill Simpson, der Bürgermeister von Cobains Heimatstadt Aberdeen, schloss sich dieser Meinung an. Gegenüber "CTV News" erklärte er: "Ich denke, er wurde ermordet, das glaube ich wirklich."
Eigentlich scheint der Sachverhalt klar: Kurt Cobain war launisch, depressiv, litt unter chronischen Schmerzen und einer Drogensucht, hatte immer wieder über sein Ableben gesprochen. Wie kommt es also, dass so viele Menschen noch an eine Verschwörungstheorie glauben? Angefangen hat alles mit dem Privatdetektiv Tom Grant, den Courtney Love nach der Flucht Cobains aus der Klinik engagiert hatte, um den Nirvana-Frontmann zu finden. Gefunden hat Grant ihn zwar nicht, dafür traf er bei seiner Recherche auf Widersprüche. So soll es angeblich eine Kreditkarte Cobains gegeben haben, die nach dessen Tod zweimal verwendet worden sei. Außerdem sei im Gutachten 1,5 Milligramm / Liter Heroin in dessen Blut nachgewiesen worden - bereits eine Dosis von 0,5 Milligramm pro Liter sei tödlich, und somit sei es selbst für einen Suchtkranken nicht möglich, eine derartige Menge zu konsumieren und sich anschließend mit einer Waffe zu erschießen. Zuletzt behauptete er noch, dass die letzten beiden Sätze im Abschiedsbrief in einer anderen Handschrift geschrieben sein - und jemand daher bewusst versucht habe, den Tod der Ikone wie einen Selbstmord aussehen zu lassen.
Auch Courtney Love wurde verdächtigt, mit dem Tod ihres Mannes zu tun zu haben. Um die Ehe habe es nicht gut gestanden, hieß es Gerüchten zufolge immer wieder, angeblich soll Kurt Cobain über eine Scheidung nachgedacht haben, bei der Love finanziell schlechter weggekommen wäre. Sogar ihr eigener Vater Hank Harrison wollte ihr den Tod Cobains anhängen, veröffentlichte 2017 sogar das Buch "Love Kills. The Assassination of Kurt Cobain". Courtney Love ging bereits mehrfach rechtlich gegen Menschen vor, die sie als Mörderin bezeichnet haben - dabei erhielt sie stets Unterstützung von Cobains Nirvana-Bandkollegen Krist Novoselic und Dave Grohl, die an einen Selbstmord glauben.
Tatsächlich ging bei den Ermittlungen der Polizei zum Tod Kurt Cobains nicht alles glatt. Erst einen Monat nach diesem sollen die Fingerabdrücke an dem Gewehr untersucht worden sein, dabei wurden vier entdeckt, alle vier sind jedoch nicht mehr eindeutig zuzuordnen. Zum 20. Todestag untersuchte die Polizei erneut die gesamte Beweislage aus dem Jahr 1994, Ermittler Mike Ciesynski machte danach unmissverständlich klar :"Es war Selbstmord." 2021 veröffentlichte das FBI schließlich die Akte von Kurt Cobains Tod, die jedoch keine neuen Erkenntnisse brachte.
Keine Grabstätte für Kurt Cobain: Hier gedenken ihm die Fans
Eine offizielle Grabstätte wurde Kurt Cobain verwehrt. Die Stadt Seattle begründete dies damit, dass man in der Stadt keine Wallfahrtsstätte etablieren wolle. Stattdessen wurde der Nirvana-Star am 14. April 1994 eingeäschert. Seine Witwe Courtney Love verstreute die Asche des Nirvana-Frontmanns zum Teil in einem buddhistischen Tempel in New York und zum Teil im Wishkah River im US-Bundesstaat Washington. Ein weiterer Teil wurde unter einem Baum auf ihrem letztem gemeinsamen Grundstück vergraben, den Großteil von Kurt Cobains Asche bewahrte Courtney Love jedoch auf. 2008 stahl ein Unbekannter die verbliebene Asche aus dem Kleiderschrank in Courtney Loves Villa. Dort bewahrte sie die Überreste Cobains in einer rosafarbenen Teddy-Tasche auf, wenn sie diese nicht mit auf Reisen oder Partys nahm. Courtney Love war von dem Diebstahl vollkommen erschüttert: "Ich kann es nicht glauben, dass mir jemand Kurts Asche weggenommen hat. Ich finde es abscheulich und möchte mich am liebsten umbringen. Ich weiß nicht, was ich mache, wenn ich sie nicht zurückbekomme. Das ist alles, was mir von Kurt geblieben ist. Ich hab ihn immer mit mir getragen, um das Gefühl zu haben, dass er immer noch bei mir ist."
Da es keine Grabstätte für Kurt Cobain gibt, haben sich die Fans andere Pilgerstätten gesucht, an denen sie den Musiker ehren und ihm gedenken können. Dazu gehört unter anderem der Viretta Park, der an sein letztes Wohnhaus angrenzt, in dem sich mittlerweile keine 50 Meter neben seinem Haus eine "Kurt Cobain Bank" befindet. Auch in Cobains so verhasster Heimatstadt Aberdeen tauchen die Anhänger gerne auf, insbesondere an der Young Street Bridge, wo der Musiker als Jugendlicher mit Freunden abhing und zeitweise sogar gewohnt haben soll. Seit 2015 gibt es in Aberdeen außerdem den offiziellen "Kurt Cobain Memorial Park".
Solltest du von Depressionen und Suizidgedanken betroffen sein, bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111 anonym Hilfe.
Verwendete Quellen: Guardian, CTV News, Rolling Stone, Gala, Stuttgarter Zeitung, Augsburger Allgemeine, Yahoo, MTV, Musikexpress, Metal Hammer, Stern