Jan Ullrich: Außer Kontrolle
Er läuft lallend durch seine Küche, wirkt angeheitert, während er sich selbst mit seinem Handy filmt. Nur halb bekleidet stammelt er: „Die ganze Nacht war keine Sau da. Wo sind denn meine Freunde?" Es sind erschreckende Szenen, die mal wieder zeigen, wie schlecht es derzeit um Jan Ullrich steht. Wann das dreiminütige Handyvideo, das IN zugespielt wurde, entstanden ist? Unklar. Doch fest steht: Der ehemalige Radprofi braucht offenbar dringend Hilfe.
Nach seinem Ausraster bei Til Schweiger, 54, auf Mallorca hatte Ullrich noch gegenüber der „Bild“ beteuert: „Aus Liebe zu meinen Kindern mache ich jetzt eine Therapie.“Er machte sich mit einem Privatjet auf den Weg in eine deutsche Therapieeinrichtung. Doch dort kam er zunächst nicht an: Nach Angaben der Polizei wurde er betrunken und unter erheblichem Drogeneinfluss in Frankfurt festgenommen.
Der Grund: Er soll ein Escort-Girl misshandelt haben! „Es soll zum Streit und zu einem körperlichen Angriff auf eine Frau gekommen sein. Hierbei soll der Beschuldigte sie gewürgt haben, bis ihr schwarz vor Augen wurde“, teilte die Staatsanwaltschaft nach dem Vorfall in einem Frankfurter Luxushotel mit. Gegen den ehemaligen Radprofi ermittelt nun auch noch die Mordkommission.
©dpa picture-alliance: Nach seiner Verhaftung muss Ullrich sich vor Gericht verantworten, die Augen der Medienwelt sind auf ihn gerichtet.
Kann eine Therapie helfen?
Hatte er seine guten Vorsätze etwa über Bord geworfen? „Er wollte nicht freiwillig in eine Entzugsklinik“, erklärte eine Polizeisprecherin nach Ullrichs Festnahme. Es habe aufgrund seines „seelischen und körperlichen Zustands“ keine andere Möglichkeit gegeben, als den 44-Jährigen in eine psychiatrische Klinik zu bringen, heißt es. Seit seiner Entlassung aus dieser soll er sich nun in einer Privatklinik in Bad Brückenau aufhalten und doch eine Therapie machen. Doch Freunde des Radprofis äußern sich trotzdem skeptisch:
Ob das stimmt? Unklar. Sein Anwalt Wolfgang Hoppe sagte in der „Bild“: „Ich habe bereits vor einiger Zeit einen Platz in einer Klinik in Deutschland reserviert. Jan kann dort jederzeit hin. Wir hoffen alle, dass er schnell wieder auf die Beine kommt, und werden ihn dabei so gut wie möglich unterstützen.“ Doch genau da könnte der Fehler liegen.
erklärt Dr. Peter Strate, Chefarzt der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen in Hamburg, gegenüber IN. Zum konkreten Fall von Jan Ullrich kann er nichts sagen. Doch seine Erfahrung hat ihn gelehrt, dass eine Therapie immer freiwillig sein muss: „Daher sind Abhängigkeitsabteilungen in Kliniken auch nie geschlossen.“
©dpa picture-alliance: Für seine Therapie zieht sich Ullrich aus der Öffentlichkeit zurück.
Schafft Ullrich den Entzug?
Fakt ist: Was Ullrich nun erwartet, dürfte nicht leicht für ihn werden. Im Allgemeinen dauert eine Suchttherapie vier bis sechs Wochen. Bei vielen Patienten beginnt dann erst einmal der Entzug – es kann zu Entzugserscheinungen wie Zittern, Schweißausbrüchen, Halluzinationen, hohem Blutdruck und Krampfanfällen kommen. Gegen die Symptome werden Medikamente verabreicht.
Außerdem wird in Gesprächen versucht, die Ursache der Sucht zu finden, und Therapieziele werden festgelegt. Medikamente sollen das Verlangen nach Alkohol und Drogen mindern. Auch Angehörige können in eine Therapie miteinbezogen werden. Für Patienten wie Jan Ullrich dürfte der Kampf nach dem Klinikaufenthalt aber noch weitergehen.
erklärt Dr. Strate weiter. Das bestätigt auch ein Insider gegenüber IN. „Besonders suchtkranke Stars haben oft falsche Freunde“, berichtet die Quelle aus Promikreisen. „Sie sind von Leuten umringt, die es vermeintlich gut mit ihnen meinen, sie aber durch Partys und Drogen immer wieder in den Teufelskreis aus Alkohol und Drogen zurückholen.“
Ob es Jan Ullrich nach seiner Therapie in der Privatklinik in Bad Brückenau auch so ergehen wird? Fest steht: Für seine drei Kinder Max, 11, Benno, 7, und Toni, 5, sollte der ehemalige Sportler alles daransetzen, endlich wieder ein normales Leben ohne Ausraster, Drogen und Polizei führen zu können ...