Rechtsprofessor Daniel Medwed: "Sie hat ihn ohne Zweifel zum Selbstmord animiert"
gibt Rechtsprofessor Daniel Medwed beim Prozessauftakt diese Woche in Taunton bei Boston, USA, zu bedenken. Ein Richter muss darüber jetzt urteilen, ob Michelle Carter tatsächlich der fahrlässigen Tötung schuldig ist - und bis zu 20 Jahre ins Gefängnis wandert.
„Es war ihr krankes Spiel um Leben und Tod, das ihren Freund in den Freitod getrieben hat. Sie hätte diese Tat verhindern können“, betont Staatsanwältin Maryclare Flynn in ihrem Eröffnungsplädoyer.
Michelle Carter an Conrad Roy: "Es wird vielleicht 20 Minuten dauern"
Aber der Reihe nach: 2014 nahm sich Conrad Roy das Leben. Er hatte Kohlenmonoxid über einen Generator in das Führerhaus seines Trucks geleitet und sich vergiftet. Zunächst ein unverdächtiger Suizid. Doch nachdem das Handy des Verstorbenen untersucht wurde, rückte seine Freundin ins Zentrum der Ermittlungen. Denn die hatte ihm sogar während seines Selbstmordes geschrieben und überredet, seinem Leben ein Ende zu bereiten.
„Ich will es ja heute machen. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich habe Panik“, schrieb Conrad Roy kurz vor seinem Suizid zweifelnd. „Das ist doch kein großes Ding“, versuchte Michelle Carter via SMS seine Skepsis auszuräumen. „Parke einfach deinen Wagen, mache den Generator an. Es wird vielleicht 20 Minuten dauern. Du hast alles, was du brauchst. Du wirst nicht scheitern.“
Hörte Michelle Carter 20 Minuten zu, während ihr Freund starb?
Conrad Roy tat, was Michelle ihm geraten hatte, bekam aber kurz darauf erneut Angst. Er stieg sogar aus dem Wagen aus, rief seine Freundin an. Diese habe ihn aufgefordert, „sofort wieder einzusteigen“. Die Staatsanwältin formuliert die unvorstellbaren Ereignisse so:
Das untermauern auch SMS, die Michelle Carter an Freundinnen schrieb: „Ja, ich war am Telefon, als er sich umgebracht hat. Ich hörte ihn sterben“, lautet eine.
Am dritten Prozesstag verlasen Schulfreundinnen der Angeklagten im Zeugenstand Textnachrichten, die ihnen Michelle Carter vor und nach dem Selbstmord ihres Freundes geschickt hatte. Sie machen deutlich, dass Michelle mit allen Mitteln um Aufmerksamkeit kämpfte. Sie wollte dazugehören, beliebt sein. Koste es, was es wolle. Offenbar wollte sie als trauernde Freundin mehr Anerkennung von ihren Klassenkameraden bekommen.
zitiert eine Mitschülerin Carters eine SMS der Angeklagten.
Conrad Roy litt unter Depressionen
Conrad Roy, das bestätigt seine Mutter Lynn Roy, sei depressiv gewesen. Doch umbringen wollte er sich nicht. Er hätte ja gerade erst die Schule abgeschlossen und hatte einen Platz am College sicher.
Der Prozess ist auf zwei Wochen angesetzt. Bei einem Schuldspruch drohen Michelle Carter bis zu 20 Jahre Gefängnis.