Andrea Kiewel und der "ZDF-Fernsehgarten"
Auf OKmag.de-Schlager blicken wir regelmäßig zurück in die Geschichte des Schlagers. Hier haben wir schon den größten Skandal der Schlagergeschichte, den geheimnisvollen Tod von Roy Blackoder das lange gehütete und von Costa Cordalis enthüllte Geheimnis von Rex Gildo beleuchtet. Heute widmen wir uns einem Skandal, der "ZDF-Fernsehgarten"-Moderatorin Andrea Kiewel in arge Bedrängnis brachte und sogar den Job kostete – jedenfalls für ein Jahr.
In jedem Sommer sind die "Fernsehgarten"-Shows von Andrea Kiewel für Schlager-Fans das Highlight am Sonntag. 2021 startet der "ZDF-Fernsehgarten" am 9. Mai in die Saison, allerdings gibt es für die Zuschauer gleich am Anfang eine Enttäuschung. Bei den regelmäßigen Dicofox-, Schlagerparty- oder Mallorca-Ausgaben drücken sich die Stars der Branche vor paradiesischen Palmen-Kulissen das Mikrofon in die Hand – zur Freude von Millionen TV-Zuschauern, die sich mit der Sendung ihren Start in den Sonntag versüßen.
Seit dem Jahr 2000 wird der "Fernsehgarten" von Andrea Kiewel moderiert, die von vielen für ihre spontane Art gefeiert, von manchen aber auch als zu flapsig kritisiert wird. Es gab nur ein Jahr, in dem das nicht der Fall war. 2008 sprang Schauspieler und Moderator Ernst-Marcus Thomas ein. Das ZDF hatte Andrea Kiewel zuvor wutentbrannt gefeuert. Was war geschehen?
Schleichwerbe-Skandal im Paradies
Die Moderatorin wurde der Schleichwerbung für das Diät-Unternehmen Weight Watchers beschuldigt. Konkret ging es um einen Auftritt in der Talk-Sendung ihres ZDF-Kollegen Johannes B. Kerner, in der Kiewel ihre Erfahrungen mit den Produkten des Unternehmens so über den grünen Klee lobte, dass Kerner nachfragte, ob sie dafür bezahlt werde. Andrea Kiewel stritt das ab. Eine Lüge, wie sich später herausstellte.
Andrea Kiewel hatte durchaus einen PR-Vertrag mit Weight Watchers geschlossen. Wie der "Spiegel" damals berichtete kassierte die Moderatorin laut dem 2001 geschlossenen Vertrag eine jährliche Vergütung von bis zu 180.000 DM plus Extra-Zahlungen für Foto-Shootings. Dazu gab es First Class Flugreisen und Übernachtungen in Top-Hotels. In einer Mitteilung ihres Managements gestand Kiewel laut "Spiegel":
TV-Auftritt mit Folgen
Medienberichten zufolge sollte Kiewel laut dem Vertrag sogar Sonderzahlungen erhalten, wenn sie das Unternehmen in besonderen TV-Sendungen erwähne, wie dem Talk bei Kerner. Die Moderatorin bestand allerdings darauf, für den Auftritt bei Kerner „keine wie auch immer geartete Honorierung“ bekommen zu haben.
Die Verantwortlichen beim ZDF waren stinksauer, der Sender feuerte die Moderatorin Ende 2007. Der damalige ZDF-Intendant Markus Schächter erklärte laut "Handelsblatt":
Und auch ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut zeigte sich erbost:
Auch der MDR feuerte die Ex-Nationalschwimmerin der DDR, die bis dahin die Talk-Sendung "Riverboat" mitmoderierte.
Mehrere Sendungen, in denen Andrea Kiewel über Weight Watchers sprach, wurden aus der Mediathek gelöscht und nie mehr wiederholt, darunter auch ein Auftritt in der Kochshow "Lafer, Lichter, Lecker". Den "Fernsehgarten" übernahm der bisherige Moderator der Kochsendung "ARD-Buffet" Ernst-Marcus Thomas.
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Rückkehr von Andrea Kiewel
Doch den "Fernsehgarten" ohne ihre geliebte "Kiwi", so der Spitzname der Moderatorin, wollten immer weniger Zuschauer sehen. Die Quoten sanken in den Keller. Das ZDF holte Andrea Kiewel 2009 zurück. Es sei "keine leichte Entscheidung gewesen", sagte Bellut der "Süddeutschen Zeitung". Kiewel habe "einen schweren Fehler gemacht", aber die Moderatorin zeige "ehrliche Reue" und habe "eine zweite Chance verdient".
Erneute Schleichwerbe-Vorwürfe
Hat Andrea Kiewel diese zweite Chance genutzt? 2010 flammten die Schleichwerbe-Vorwürfe um einen Beitrag im "ZDF-Fernsehgarten" erneut auf, als Andrea Kiewel die Chefin eines überregionalen Gartencenters als Expertin in ihrem "Grüne-Daumen-Kompetenz-Team" begrüßte, die dazu auf dem ZDF-Gelände einen Info-Stand aufbauen durfte. Das ZDF bestritt allerdings die Vorwürfe und pochte darauf, dass es sich um eine legale Kooperation handele. Ein bitterer Nachgeschmack blieb dennoch bei vielen.
Seitdem gibt es zwar immer wieder mal einen "Fernsehgarten-Skandal", etwa wenn Comedian Luke Mockridge sich mit Affenlauten über das Schlagerpublikum lustig macht oder wenn ein Gast mal seinen Playback-Einsatz verpatzt. Schleichwerbe-Vorwürfe gab es seitdem aber nicht mehr.