"Hartes Deutschland" schockt mit der ungeschönten Wahrheit über Drogen, Alkohol und Prostitution
Drogen, Alkohol, Gewalt und Prostitution - all diese Dinge, von denen sich die meisten nur liebendgern fernhalten würden, zeigt die RTLZWEI-Doku-Reihe "Hartes Deutschland - Leben im Brennpunkt" auf schonungslose Weise. Über Monate hinweg werden Abhängige, aber auch Polizisten und Sanitäter in ihrem Drogenalltag oder aber im Kampf gegen die Rauschmittelkriminalität in verschiedenen deutschen Städten begleitet.
Dabei gewährt die TV-Serie den Zuschauern extrem krasse Einblicke, die man nicht mehr so schnell vergisst - und zwar vor allem aus dem Leben der Suchtkranken. So lernen die Menschen vor den Mattscheiben verschiedene Abhängige aus den Städten Hamburg, Frankfurt, Dortmund, Leipzig oder Kiel kennen und erleben jede Lebenssituation hautnah mit.
Drogen, Gewalt, Prositution, Zerfall in der RTLZWEI-Sendung
Dabei ist das Leben der verschiedenen Protagonisten von Armut, Gewalt, Sex und Tod geprägt, denn so unterschiedlich ihre Geschichten auch sind, haben sie alle gemeinsam, stetig auf der Suche nach dem nächsten Kick zu sein. Die "Hartes Deutschland"-Zuschauer bekommen dabei nicht nur zu sehen, in welchen menschenunwürdigen Zuständen die zumeist obdachlosen Abhängigen leben und wie extrem sie oft von ihrer Sucht gezeichnet sind, sondern können auch dabei zuschauen, wie Drogen, wie Crack, Crystal Meth und/oder Heroin (oft auch alles zusammen als Cocktail) vor laufenden Kameras konsumiert werden.
Als wären die Bilder nicht schon verstörend und beklemmend genug, werden die Zuschauer auch Zeuge davon, wie sich vor allem die abhängigen Frauen - beispielsweise in Frankfurt - auf dem Straßenstrich prostituieren, um das Geld für verschiedenste Betäubungsmittel zu verdienen - Schamgefühl und Menschenwürde ade! Immer mal wieder kommt es auch zu Todesfällen, wenn Abhängige, die man über die letzten Folgen von "Hartes Deutschland" kennengelernt hat, den Kampf gegen ihre Sucht am Ende verlieren. Erst vor wenigen Wochen starb beispielsweise Katrin aus Frankfurt, die jahrelang von Kamerateams begleitet wurde.
Geht diese Doku zu weit oder ist sie gerade wichtig?
Wenn man als Zuschauer beim Durchzappen zufällig bei der krassen RTLZWEI-Doku hängen bleibt, stellt man sich schnell die Frage, inwieweit es sein muss, Menschen, denen es offensichtlich schlecht geht, auch noch der Reichweite eines TV-Formats auszusetzen. Bekanntermaßen finden sich schnell etliche Kommentare zu verschiedenen Sendungen in den sozialen Netzwerken und nicht selten ist die Öffentlichkeit erbarmungslos, wenn es darum geht, sich ein Urteil zu bilden.
Schaut man sich beispielsweise die Kommentare auf X (ehemals Twitter) unter dem Hashtag "#HartesDeutschland“ an, wird schnell klar, dass von Mitgefühl mit den Abhängigen nicht viel zu merken ist: "Ich frage mich immer wieder ... Wer knallt diese Cracktanten und zahlt dafür auch noch Geld? Geht es nur um einen zahnlosen Blowjob? Oder gibt es echt so verzweifelte Menschen? #HartesDeutschland", lautete vor einiger Zeit ein Beitrag auf X. Andere Menschen schrieben zu demselben Hashtag: "Ich lache gerade mehr, als ich sollte", "Das Gebiss von Ulrike ist aber schon hardcore" oder "Was für ein verkorkstes Leben".
"Hartes Deutschland" läuft derzeit immer donnerstags, um 20:15 Uhr auf RTLZWEI und jederzeit bei RTL+.
Warum "Hartes Deutschland" sehenswert ist
Muss es sein, Suchtkranke so schonungslos im Fernsehen zu zeigen, quasi vorzuführen, damit Twitter, Instagram und Co. etwas zu lachen haben? Meine Meinung: Wahrscheinlich schon. Themen wie Alkohol- und Drogen - mit all ihren unschönen Details - werden immer noch tabuisiert. Um die Obdachlosen in der Stadt machen viele einen großen Bogen, kaum jemand möchte sich mit den Problemen der Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, beschäftigen. Viele geben ihnen sogar selbst die Schuld an ihrer Situation und setzen sich nicht damit auseinander, dass oftmals eine Verkettung tragischer Umstände hinter den Leben der Betroffenen stecken.
Vielleicht ist es gerade deshalb nötig, mit Sendungen wie "Hartes Deutschland" darauf aufmerksam zu machen und für dieses Thema zu sensiblisieren, denn immer noch kämpfen täglich tausende Menschen gegen ihre Abhängigkeit und bekommen auf diese Weise zumindest endlich eine Stimme. Auch ich selbst kann man mich nicht davon freimachen, früher viele Vorurteile zum Thema Drogensucht gehabt zu haben. Auch ich habe mich oft weggedreht, wenn ich mal wieder nach "ein paar Cent für etwas zu essen" gefragt wurde. "Hartes Deutschland" hat mein Denken allerdings massiv verändert und mir gezeigt, dass hinter dem Elend jeweils Menschen stecken, die auch als solche wahrgenommen und behandelt werden möchten, wenn sie sonst schon oftmals menschenunwürdig leben müssen. Ignoranz und Ablehnung tun weh - auch Abhängigen. Deshalb habe ich für mich entschieden, aufmerksamer durchs Leben zu gehen. Ich kann mit Sicherheit nicht jedem Menschen 2 Euro geben, der mich in der U-Bahn danach fragt, aber ich kann zumindest mit den Menschen sprechen, anstatt sie einfach zu ignorieren und wegzuschauen, ihnen einen schönen Tag wünschen und ihnen so vielleicht ansatzweise das Gefühl vermitteln, dass sie von mir gesehen werden.
Wenn diese RTLZWEI-Doku auch nur einen Menschen zum Nachdenken anregt, vielleicht selbst einmal zu hinterfragen, wie und ob er helfen kann, dann ist für mich zumindest ein Ziel erreicht. Und fiese Kommentare wird es in den sozialen Netzwerken wohl immer geben - ganz egal, worum es geht.