Die 12 größten Irrtümer über Medikamente

Die 12 größten Irrtümer über Medikamente

Warum rezeptfrei nicht unbedingt harmlos ist und weshalb du vor allem mit Schmerzmitteln sorgsam umgehen solltest – das erfährst du in den größten Irrtümern über Medikamente.

Frau Medikamente© iStock
Fällt es bei großen Pillen schwer, können Schluckhilfen mit glitschigem Überzug (Apotheke) helfen, besser zu schlucken.

Darf ich meine Tabletten teilen & abgelaufene Arzneien verwenden? Irrtümer über Medikamente

Hättest du gewusst? Wasser aus der Leitung ist besser als Mineralwasser – jedenfalls, wenn es um die Einnahme von Tabletten geht. Warum? Mineralstoffe im Flaschenwasser, etwa Magnesium und Kalzium, vertragen sich mit einigen Mitteln nicht. Rund um Medikamente und deren Anwendung gibt es oft Informationslücken, zudem kursieren Irrtümer. Das hat Folgen: Knapp jedes zweite Mittel wird falsch eingenommen, wie Studien belegen. Gut, wenn du dank unserer Tipps genau Bescheid weißt! Schon der Einnahmezeitpunkt eines Medikaments ist vielen nicht klar. Er kann aber ebenfalls die Wirkung eines Mittels beeinflussen. Der häufig zitierte Rat "Fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in der Apotheke" könnte zwar helfen. Doch die Infos von Ärzten fallen oft recht knapp aus. Und viele Patienten trauen sich nicht, in der Apotheke all ihre Fragen zu stellen. Bliebe der Beipackzettel.

Doch mal ehrlich: Wer liest das Kleingedruckte von A bis Z? Zum einen bräuchte man dafür eine Lupe, zum anderen versteht man vielleicht mal was falsch. Oder der Zettel geht verloren. Hilfreich können Handy-Apps sein (z. B. dabeipackzettel). Hier kann die pharmazeutische Zentralnummer (PZN) von der Packung eingescannt werden. Auf dem Smartphone erscheint dann der Beipackzettel, dessen Schrift sich bequem vergrößern lässt. Außerdem plant die EU, künftig den digitalen Beipackzettel einzuführen. Bis es jedoch soweit ist und technisch reibungslos bei jedem funktioniert, klären wir hier erst mal über die größten Irrtümer auf.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Einnahme von Medikamenten?

Auf dem Beipackzettel steht’s: "Vor dem Essen" bedeutet 30 bis 60 Minuten davor. "Nüchtern": morgens auf nüchternen Magen oder mindestens zwei Stunden nach der Mahlzeit. "Nach dem Essen": 30 bis 60 Minuten danach. "1x täglich" heißt morgens, "2x täglich" morgens und abends, "3x täglich" alle acht Stunden. Am besten auf der Packung notieren.

Es ist egal, mit welchem Getränk ich Tabletten herunterspüle – von wegen!

Weder Kaffee und Tee noch Milch sind geeignet – erst recht nicht Grapefruitsaft. Sie können Arznei-Wirkungen verstärken oder vermindern. Ideal ist ein Glas Leitungswasser – denn sogar die Mineralstoffe im Mineralwasser können Wirkstoffe bremsen.

Wechselwirkungen treten ab drei verschiedenen Mitteln ein – Irrtum

Nein, das passiert bereits mit zwei Medikamenten, die sich aufheben oder verstärken. So kann Ibuprofen Entwässerungsmittel fast unwirksam machen. Schlaf- plus Beruhigungsmittel verstärken sich und führen zu Benommenheit.

Arzneien lagern am besten im Badezimmerschrank – falsch!

Die Hausapotheke gehört weder ins Bad noch in die Küche. Dort ist es zu warm und zu feucht. Arzneien kühl und trocken lagern, etwa in einer abschließbaren Box im Schlafzimmer.

ASS kann jeder viel auch viel gut vertragen – nein!

Etwa jeder zehnte Asthmatiker oder Allergiker leidet unter einer Unverträglichkeit von Acetylsalicylsäure (ASS). Typisch: allergieähnliche Beschwerden (z. B. Naselaufen, Husten).

Auch abgelaufene Arzneien kann ich noch nehmen – nein, aber ... 

Das Verfallsdatum zeigt, bis wann nicht angebrochene Mittel bei richtiger Lagerung haltbar sind. Der Verbrauchszeitraum gilt für geöffnete Mittel – wenn etwa bei Tropfen steht: "Nach Anbruch innerhalb sechs Wochen verwendbar."

Tabletten kann ich in der Mitte teilen – stimmt nicht ganz

Es kommt auf die Tablette an. Hat sie eine Bruchrille, darf sie meist geteilt werden. Anders Dragees und Kapseln mit Überzug: Er sorgt dafür, dass Wirkstoffe erst im Darm frei werden, und sollte intakt bleiben.

Rezeptfreie Schmerzmittel sind harmlos – falsch!

Fataler Irrtum, denn bei längerer Einnahme können sie zu Magenblutungen führen, Leber und/oder Nieren schädigen. Daher ASS, Paracetamol, Ibuprofen & Co. nie ohne ärztliche Rücksprache länger als drei Tage in Folge oder mehr als zehn Tage im Monat nehmen.

Bei Salben hilft viel auch viel – nicht immer!

Insbesondere Schmerz- und Kortisonsalben sollten hauchdünn aufgetragen werden. Denn die Haut kann nur eine bestimmte Menge an Wirkstoffen aufnehmen.

Diclofenac ist ein sicheres Mittel bei Rheuma – stimmt so nicht!

Es wird oft bei Gelenk- und Rückenschmerzen empfohlen, lindert auch die Beschwerden. Doch eine dauerhafte Einnahme sollte mit dem Arzt abgeklärt werden. Denn Diclofenac hat Nebenwirkungen wie Herzrasen, kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen.

Paracetamol kann ich bei Schmerzen und Fieber ruhig längere Zeit einnehmen – nein!

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Paracetamol in hohen Dosen die Leber nachhaltig schädigt. Es wird daher nur noch in kleinen Mengen verkauft. Grundsätzlich ist es bei Schmerzen, Fieber und grippalen Infekten wirksam, doch eine längere Einnahme (mehr als drei Tage) immer mit dem Arzt absprechen!

Tabletten kann ich einfach im WC entsorgen – auf keinen Fall!

Landen restliche Pillen in der Toilette, gehen die Wirkstoffe ins Grundwasser über und verunreinigen es. Daher gilt (je nach Wohnort unterschiedlich): Medikamente in der Apotheke abgeben, im Hausmüll oder auf dem Recyclinghof entsorgen. Infos dazu: arzneimittelentsorgung.de

Noch mehr Infos zum Thema Gesundheit und Co. findest du in der aktuellen OK! – jeden zweiten Mittwoch neu am Kiosk erhältlich!

Verwendete Quellen: OK!