Laut Experten: Das sind die größten Rücken-Mythen

Laut Experten: Das sind die größten Rücken-Mythen

Führt eine schlechte Haltung zu Schmerzen und Joggen zu Arthrose? Ein Experte hat sich die größten Rücken-Mythen angeschaut – und klärt auf!

Frau mit Rückenschmerzen
Das sind die größten Rücken-Mythen. © iStock

Rücken-Mythen unter der Lupe

Wer beim Heben nicht in die Knie geht, riskiert einen Bandscheibenvorfall. Krafttraining bremst das Wachstum von Kindern. Zeigt das MRT-Bild nichts an, darf uns auch nichts wehtun. Quatsch! In seinem Buch "Die Rückenlüge" und auf Instagram (@criticalphysio) nimmt Physiotherapeut Robin Nürnberg solche Mythen rund um unsere Wirbelsäule unter die Lupe.

Der Körper ist ein wahres Anpassungswunder

Er räumt etwa mit dem Missverständnis auf, wir seien zerbrechlich und gewisse Bewegungen oder Haltungen sollten generell vermieden werden. Dabei sei doch "der menschliche Körper ein Wunderwerk an Anpassungsfähigkeit." Also nicht schonen, sondern ihm im Gegenteil genügend Abwechslung bieten! Und wenn’s mal im Kreuz zieht? Rund 90 Prozent aller Rückenschmerzen seien harmlos und unspezifisch, beruhigt uns Robin Nürnberg, ein "Schnupfen des Bewegungsapparates." Im Akutfall ist mal ein Schmerzmittel okay – ob als Tablette oder äußerlich angewendet (z. B. Klosterfrau Schmerzfluid, Apotheke). Dann werden wir umso schneller wieder beweglich.

Mythos 1: "Die Ernährung hat gar nichts mit dem Rücken zu tun"

Doch, sogar viel! So können bei schlechter Ernährung Bakterien im Darm Entzündungen fördern. "Gleichzeitig ist eine ausgeglichene Darmflora für die Verwertung essenzieller Nährstoffe wie Vitamin D und B entscheidend, die für die Festigkeit und Funktion der Bandscheiben notwendig sind", so der Rückenexperte.

Mythos 2: "Krafttraining ist nichts für Kinder, Jugendliche und Senioren"

"Es hält sich hartnäckig in den Köpfen vieler Eltern und auch einiger Sportlehrer: Krafttraining sei für Kinder und Jugendliche schädlich", klagt Robin Nürnberg. Dabei kann regelmäßiger Kraftsport nachweislich "die Knochenmineralisierung anregen und einen positiven Effekt auf die Knochendichte bei Kindern und Jugendlichen haben, ähnlich wie bei älteren Menschen."

Mythos 3: "Harmlose Diagnose gleich leichter Schmerz"

Das ist Unsinn. Ein MRT- oder Röntgenbefund gibt kaum Auskunft über die Schmerzintensität. So muss etwa eine deutlich verrutschte Bandscheibe nicht unbedingt für Ärger sorgen. "Umgekehrt kann ein kleiner Bandscheibenvorfall bei manchen Menschen starke Schmerzen verursachen", weiß der Physiotherapeut. Und auch Beschwerden ohne sichtbare Ursache sind real.

Mythos 4: "Du musst nur deine verklebten Faszien lösen"

Eingeschränkte Beweglichkeit wird oft auf Verklebungen der Faszien zurückgeführt. Diese Bindegewebsfasern verkleben aber nur selten – etwa nach Operationen oder durch bestimmte Krankheiten. Und eine Untersuchung zeigte, "dass man mehr als 400 Kilo Druck brauchen würde, um die Faszie am Fuß nur um ein Prozent zu verändern", erklärt Robin Nürnberg. Wenn sich Menschen dennoch nach einer Faszientherapie besser fühlen, kann es daran liegen, dass ein Reiz auf Nervenzellen ausgeübt wird, der den Schmerz überlagert und so verringert.

Mythos 5: "Unterschiedlich lange Beine sind immer problematisch"

Die meisten Menschen haben ein kürzeres und ein etwas längeres Bein. "Es gibt eine weitverbreitete Annahme, dass eine solche Differenz in der Beinlänge zu Rückenschmerzen führen kann, da sie das Gleichgewicht des Körpers und die Ausrichtung der Wirbelsäule beeinflusst." Laut Studien bestehe jedoch kein Zusammenhang zwischen geringen Unterschieden von bis zu 1,5 Zentimetern und Rückenschmerzen, sagt der Rückencoach.

Mythos 6: "Heben mit rundem Rücken verursacht Bandscheibenvorfälle"

Nein. Wenn du eine bislang gesunde Wirbelsäule hast, darfst du dich beim Anheben kleiner Gewichte bücken. "Es macht im Alltag bei einmaligen und einfachen Hebevorgängen keinen deutlichen Unterschied, ob man aus den Knien heraus oder mit geradem Rücken hebt", erläutert Robin Nürnberg

Mythos 7: "Regelmäßiges Laufen begünstigt eine Arthrose"

Jogging, vor allem über lange Distanzen oder auf hartem Untergrund, gilt landläufig als Risikofaktor für Arthrose. In Studien wurde aber die gesundheitsfördernde Wirkung des Laufens nachgewiesen – auch für die Gelenke. "Besonders interessant war, dass Menschen, die weniger als 15 Jahre lang gelaufen sind, ein niedrigeres Arthroserisiko hatten im Vergleich zu denen, die nicht liefen", betont der Physiotherapeut.

Mythos 8: "Eine schlechte Haltung ist schuld"

Du machst es dir gern bequem oder hängst mal auf dem Schreibtischstuhl durch? Kein Problem! "Es gibt keine grundsätzlich 'schlechte' Haltung", entlarvt Nürnberg diesen Mythos. "Als schlecht könnte man höchstens eine Haltung bezeichnen, die man zu lange einnimmt. Ob man jedoch stundenlang mit einem geraden oder einem krummen Rücken dasitzt und sich keinen Millimeter bewegt, ist dabei unerheblich." Auf die Abwechslung kommt es also an.

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Verwendete Quellen: IN