Vany.schreibt über RTLZWEI-Doku mit Michael Wendler: "Wie konnte es denn überhaupt so weit kommen?"
Noch nie habe ich mir so sehr den 1. April herbeigewünscht, wie diese Woche. Ich konnte nicht glauben, dass RTLZWEI wirklich Michael Wendler nochmal eine Plattform bietet, nachdem dieser in der Vergangenheit durch Verschwörungstheorien und der Verharmlosung des Holocausts aufgefallen ist. Einzig und allein der Gegenwind auf Social Media, unter anderem von den Geissens, hat letztlich dazu geführt, dass RTLZWEI das Format wieder einstampft.
Ist das jetzt gut oder schlecht? Gut ist auf jeden Fall, dass es das Format nicht geben wird und man somit einem Michael Wendler keine Bühne mehr gibt. Ein fader Beigeschmack bleibt für mich trotzdem: Wie konnte es denn überhaupt so weit kommen? An wie vielen Menschen muss so ein Format durchgewunken werden, bis man die Öffentlichkeit an den Plänen teilhaben lässt? Ich vermute an so einigen. Und keiner davon hat sich gedacht, dass das nicht die beste Idee sein wird? Viel schlimmer: Hat man vielleicht sogar mit einem Shitstorm gerechnet und als gute PR-Maßnahme einkalkuliert? Denn solange die Leute drüber reden, ist ja alles gut, oder?
Nein, denn dieses Babygedönsformat mit einem Verschwörungstheoretiker zu produzieren, wurde ernsthaft in Betracht gezogen. Und ich kann schon verstehen, wieso man diesen Schritt gehen wollte. Stichwort: Polarisierung.
Auch ich liebe polarisierende Charaktere in Shows, wie eine Elena Miras, die das "Sommerhaus" auf den Kopf gestellt hat mit ihrer impulsiven Art oder ein Marc-Robin, der ebenfalls in diese Kategorie fällt. Diese Menschen tun etwas, das man selbst anders machen würde, machen dadurch aber die Shows spannend. Und lassen uns moralisch überlegen fühlen, aber eben alles noch im Rahmen. Die einen empfinden zum Beispiel Aleks' Verhalten bei "Temptation Island" als unterste Schublade, die anderen können nachvollziehen, dass er sich eben verliebt hat. Das Besondere: Man kann eine Meinung haben und darüber reden. Zu Antisemitismus gibt es keine zweite Meinung. Indem man einen Michael Wendler aber sogar eine eigene Show (!) geben wollte, verharmlost man gleichzeitig seine getätigten Aussagen. Es war ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen in Deutschland, die täglich Antisemitismus erfahren.
Versteht mich nicht falsch: Ich bin ein großer Befürworter von zweiten Chancen. Und auch mal dritten und vierten. Wir sind schließlich alle nur Menschen. Aber das sollte eher privater Natur sein. Wenn Michael Wendlers Freunde beschließen, ihm seine Aussagen zu verzeihen, dann ist das eben so. Ich denke aber nicht, dass man Anspruch auf zweite Chancen in der Öffentlichkeit hat. Und es gibt Dinge, die sind unverzeihlich.
Das bedeutet: Es muss endlich ein Umdenken bei den verantwortlichen Redaktionen stattfinden. Wer einmal auf der "Black List" landet, sollte da auch bleiben. Und Michael Wendler kann es sich nun wieder auf besagter Black List neben Prinz Marcus & Attila Hildmann bequem machen. Ich hoffe, dass RTLZWEI aus dieser Aktion gelernt hat, was wir Zuschauenden wollen und was nicht. Der Imageschaden bleibt dennoch.
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