"Was ist wichtiger: Dass wir Shows mit problematischen Kandidaten streamen können oder dass man ein Zeichen gegen Rassismus setzt und diesem keinerlei Plattform gibt?"
Gestern (23. Februar) waren wir wohl alle überrascht und schockiert zugleich: Henrik Stoltenberg wurde von einem Gericht zu 15.000 € Strafe verurteilt, weil er sich rassistisch geäußert und Polizisten beleidigt hat. Das blieb nicht ohne Folgen: RTL beschließt umgehend, alle Formate aus der Mediathek zu entfernen, in denen Henrik zu sehen war. Sprich: Die zweite Staffel "Temptation Island VIP" und die dritte Staffel "Love Island" können nicht mehr angeschaut werden. Der aktuelle Dreh von "The Real Life" mit ihm wird abgebrochen.
War das die richtige Entscheidung von RTL? Neben vielen Befürwortern gibt es aber auch andere Stimmen. Schnell finden sich Kommentare wieder, in denen Menschen sich darüber beschweren, nun nie wieder besagte Formate sehen zu können. Aber was ist wichtiger? Dass wir Shows mit problematischen Kandidaten, wann immer es uns beliebt streamen können oder dass man ein Zeichen gegen Rassismus setzt und diesem keinerlei Plattform gibt? Eigentlich ist das nichts, worüber man diskutieren sollte. Es darf keinen Platz für Rassismus geben, in keiner Form. Henriks Verhalten ist mit nichts zu entschuldigen. Man sagt im Suff schon mal dumme Sachen, aber das geht weiter über "dumm" hinaus. Punkt. Aus. Ende. Ich finde es nur gut und konsequent, dass RTL so hart durchgreift und schnell gehandelt hat.
Es gibt aber auch eine andere Seite. Henrik war natürlich nicht alleine in diesen Fernsehformaten. Alle, die auch in diesen Shows waren, werden nun mit bestraft. Dass die anderen Kandidat:innen darüber traurig und wütend sind, ist verständlich. Und ja, es geht beides: Man kann die Entscheidung generell befürworten und richtig finden und trotzdem traurig darüber sein, dass einem jetzt ein Stück seiner eigenen Lebensgeschichte genommen wurde. Diese Shows waren für viele Menschen der Start in ein neues Leben. Wer sind wir denn, dass wir anderen Menschen ihre Gefühle absprechen?
Henriks Verhalten ist absolut zu verurteilen. Wir müssen nicht darüber reden, wie falsch, gefährlich und verletzend seine Aussagen sind. Aber er bekommt nun seine gerechte Strafe: Finanziell und vor allem dadurch, dass das Ende seiner TV-Karriere eingeläutet wurde. Was es meiner Meinung nach nicht braucht, ist öffentliches Bashing einer Person. Es bleibt zu hoffen, dass Henrik sich nun die Hilfe holt, die er offensichtlich benötigt und die er schon nach "Temptation Island VIP" gebraucht hätte. Aber all das werden wir nicht mehr mitbekommen und das ist auch gut so. Seine Geschichte ist – wie man so schön auf Fernsehdeutsch sagt – für die Öffentlichkeit nun auserzählt.
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