Kolumne von vany.schreibt: Warum Andrew Tate auch deutschen TV-Produktionen zu denken geben sollte

Kolumne von vany.schreibt: Warum Andrew Tate auch deutschen TV-Produktionen zu denken geben sollte

Bei ihr wird geroastet, analysiert und gelacht: Auf ihrem Instagram-Account "@vany.schreibt" beschäftigt sich Vany vor allem mit Reality-TV und anderen Unterhaltungsshows. Für uns schreibt sie jeden Freitag eine Kolumne über das, was euch die Woche aus der TV- und Medienwelt beschäftigt hat … Top-Thema diese Woche? Der Fall Andrew Tate und der Zusammenhang mit Reality-Shows.

Bloggerin Vanessa, besser bekannt als "@vany.schreibt", thematisiert in ihrer neuesten Kolumne, wie gefährlich es ist, Männern wie Andrew Tate eine Plattform zu geben. © Getty Images, Vany schreibt

Was der Fall Andrew Tate uns und deutsche Reality-Shows lehren sollte

Die Woche war vor allem von einer Schlagzeile geprägt: Andrew Tate wurde von allen sozialen Medien verbannt. Endlich! Denn Andrew Tate ist in den vergangenen Monaten besonders auf TikTok dadurch bekannt geworden, hasserfüllte Takes zu verbreiten. Sein ganzer Erfolg gründet in rassistischem, homophobem und vor allem frauenfeindlichem Content. Wie so etwas überhaupt erfolgreich werden konnte? Nun ja … Andrew Tate wird von seinen Anhängern nicht selten dafür gefeiert "genau das zu sagen, was so viele denken, aber sich nicht trauen laut auszusprechen".

Und dass er diesen extremen Zuspruch erfahren hat, ist, milde gesagt, erschreckend. Andrew Tate beherrscht dabei die eigene Inszenierung vom erfolgreichen Selfmade-Millionär und zeichnet dabei ein unglaublich toxisches Bild dessen, was Männlichkeit bedeuten soll und wie Männer zu funktionieren haben. Ungefiltert konnte er in den vergangenen Wochen Dinge sagen wie, dass er Frauen die Schuld dafür gibt, vergewaltigt worden zu sein oder zu behaupten, Frauen würden an Wert verlieren, jedes Mal, wenn sie mit einem Mann schlafen … Und das ist leider nur die Spitze des Eisberges. Dass er erst jetzt, Monate nachdem er TikTok mit seinen Videos und somit (junge) Männer mit diesem Gedankengut fluten konnte, verbannt wurde, verdeutlicht nur wie schwerwiegend diese Problematik ist.

Denn je öfter wir etwas hören, desto eher akzeptierter wird es. Desto mehr glauben wir es. Desto normaler wird es in unserer Gesellschaft, sexistische und misogyne Dinge zu äußern. Und dabei muss es nicht immer Andrew-Tate-Niveau annehmen. Erst letzte Woche veröffentlichen Pietro Lombardi und weitere bekannte Influencer ein fragwürdiges Reel, in dem sie sexistische Ansichten kundtun, als wäre es das Normalste auf der Welt. Gegenwind ist zwar da, aber leider noch viel zu wenig. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.

 

"Mit jedem Mal, wenn ein solcher Typ eine Bühne für seine gefährlichen Ansichten bekommt, fühlen sich irgendwo andere Männer in ihren Ansichten bestätigt, statt diese zu hinterfragen"

Übrigens war Andrew Tate auch mal nur ein Teilnehmer einer britischen Reality-Show. Ein weiterer Grund, misogyne Typen endlich aus Fernsehshows zu verbannen. Denn vielleicht finden sie hier ihren Anfang einer Karriere á la Andrew Tate? Wer kann uns garantieren, dass es nicht so ist und dass wir die "falschen" Leute berühmt machen? Gefährliche Leute? Leider war es in der Vergangenheit nämlich noch viel zu oft so, dass Männer, die sich zuvor respektlos, übergriffig und/oder gewaltvoll gegenüber Frauen verhalten haben, trotzdem noch eine weitere Plattform in anderen Shows bekommen haben. Der Fall von Andrew Tate zeigt noch einmal mehr, wie gefährlich das ist und welchen Einfluss Medien auf unsere Gesellschaft haben. Denn, wenn wir etwas im TV sehen, immer und immer wieder, und das auch noch mit dem höchsten Gut dieser Bubble (Sendezeit und Follower) belohnt wird: Kann das dann wirklich so falsch sein? Wenn man sich wirklich trauen kann diese Gedanken vor einem Publikum auszusprechen und keine Konsequenzen fürchten muss - im Gegenteil - sogar belohnt wird, welche Message senden TV-Shows dann damit? Richtig: keine gute.

Es heißt, Reality-TV sei ein Spiegel der Gesellschaft und es würden eben Probleme in den Shows gezeigt, die in unserem täglichen Leben auch existieren. Das mag sein. Aber es fühlt sich auch so an, als würde man sich der Verantwortung entziehen, die man eben als Macher einer solchen Show trotz allem hat. Einfach die Hände hochzunehmen und so zu tun, als könne man ja nichts dafür, wie die Gesellschaft eben ist … Damit macht man es sich zu einfach.

Ich würde mir wünschen, dass man handelt, sobald die ersten Anzeichen von Fehlverhalten erkannt werden. Keiner weiß, wie sich ein unbekannter Teilnehmer verhalten wird. Das ist das eine. Jemanden wieder in eine andere Show zu holen, nachdem er sich misogyn geäußert hat, ist das andere. Denn mit jedem Mal, wenn ein solcher Typ eine Bühne für seine gefährlichen Ansichten bekommt, fühlen sich irgendwo andere Männer in ihren Ansichten bestätigt, statt diese zu hinterfragen.

Ich habe also nur eine Bitte: Stop making misogynistic people famous. Once and for all.

Ihr wollt das nächste Thema von Vanys Kolumne mitbestimmen? Schaut ganz einfach auf ihrem Instagram-Account "vany.schreibt" in ihrer Story vorbei! Hier geht's lang!