Henry Valentino (†95): Sein Superhit war ein großer Irrtum

Hans Blum, besser bekannt als Henry Valentino, schuf mit "Im Wagen vor mir" einen unvergesslichen Schlager, der bis heute Generationen verbindet. Dabei war sein Superhit ein großer Irrtum. 

Hans Blum klebte sich einen falschen Schnauzbart an und nannte sich Henry Valentino

Was würden die meisten Männer machen, wenn sie für eine schöne Unbekannte schwärmen, sie aus der Ferne anhimmeln und dann plötzlich feststellen: Das ist ja gar keine Frau! Manche würden peinlich berührt das Weite suchen, andere einfach darüber lachen. Musiker und Komponist Hans Blum (†95) machte kurzerhand einen Song aus diesem kuriosen Erlebnis auf der Autobahn, klebte sich einen falschen Schnauzbart an und nannte sich „Henry Valentino“. 

Das Ganze ist schon knapp 50 Jahre her, aber noch immer singen alle mit, wenn „Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“ irgendwo gespielt wird. Beim Refrain „Rada rada radadadada“ gibt’s dann gar kein Halten mehr. 

Am liebsten wollte er sich verstecken 

Den wahren Teil mit der Verwechslung ließ er im Text seines Hits aus, und er suchte sich eine Duettpartnerin, die aus der Sicht der im Auto verfolgten Dame singt: „Was will der blöde Kerl da hinter mir nur?“ Mit Ursula „Uschi“ Peysang (†37), später mit Daffi Cramer (70), war er viele Jahre Dauergast in Schlager-Shows. Mit diesem einen Hit stand er nun erstmals selbst im Mittelpunkt auf den Bühnen, weswegen er sich auch hinter seiner Kunstfigur Henry Valentino versteckte, denn als Komponist fühlte er sich eigentlich wohler. 

Viele Jahre machte er da schon erfolgreich Musik. Nach dem Abschluss an der Heeresmusikschule in Bückeburg, wo er mit James Last († 86) zusammen studierte, war er Mitglied eines Swing-Orchesters. 1950 gründete er das „Hansen Quartett“, mit dem er neun Platten aufnahm.

Überall fand er Ideen für seine Songs 

Mitglied in diesem Quartett waren auch die Schwestern Ursula und Ingetraut Maschke (Geschwister Olden). Mit Ingetraut war er 64 Jahre – bis zu ihrem Tod 2020 – eng verbunden, denn sie wurde 1956 seine Ehefrau und Mutter von drei Kindern. Musik spielte zu Hause immer eine große Rolle, in seinem eigenen Tonstudio feilte der geniale Komponist an neuen Liedern. Aus klitzekleinen Eindrücken oder zufälligen Begegnungen schuf er Evergreens. So inspirierte ihn zum Beispiel eine schwangere Frau, die ihm an der Haustür Teppiche verkaufen wollte, zu „Zigeunerjunge“, mit dem die unvergessene Alexandra (†27) ihren Durchbruch hatte. 

Für andere schrieb er Hits 

Vier Mal war er am Eurovision Song Contest für Deutschland beteiligt. Siw Malmkvist (87) belegte 1969 mit „Primaballerina“ in Madrid Rang 9. Bei den Deutschen Schlager Festspielen (Südwestfunk) in BadenBaden lief es im Jahr zuvor noch besser. Malmkvist siegte mit Blums „Harlekin“. 1970 schrieb er für einen damals noch unbekannten Howard Carpendale (78) „Das schöne Mädchen von Seite eins“, der bei demselben Wettbewerb als Sieger hervor ging. 

Vor wenigen Wochen starb Hans Blum, den seine Fans vor allem als Henry Valentino kennen. Er hat ein wunderbares Erbe hinterlassen: seine Musik.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe von "Frau mit Herz".