ESC-Flaute zwingt Deutschland zum Aus
Anfangs war es einfach nur peinlich, wenn Deutschland bei den alljährlichen ESC-Finalshows auf den letzten Plätzen landete. Am vergangenen Wochenende sorgte das Voting der Fachjurys und Zuschauer jedoch für Frust, Enttäuschung und Wut. Mit einer Gesamtpunktzahl von gerade einmal 18 Punkten landete die Hamburger Dark-Rock-Band "Lord of the Lost" auf dem allerletzten Platz. Ein unwürdiger Platz, den die Rocker niemals verdient hätten.
Vor der Liveshow war sich der Großteil hierzulande sicher: Die Musiker würden mit ihrem Hit "Blood & Glitter" zumindest im Mittelfeld landen. Doch am Ende gab es lediglich drei Punkte von den Experten aus Island (zwei Punkte) und Tschechien (ein Punkt) und 15 Punkte durch das weltweite Zuschauervoting. Von den Fans aus Österreich erhielt Lord of the Lost mit sechs Punkten immerhin die größte Wertschätzung. Es folgten die Zuschauer aus Finnland mit fünf und das Publikum aus der Schweiz mit vier Punkten.
Woran es am Ende lag, dass die Deutschen wieder einmal eine maue Ausbeute machten, warf Fragen auf. Die Performance der Hamburger war absolut zufriedenstellend, sowohl musikalisch als auch optisch. Es schien so, als könne man es als deutscher Act nur falsch machen. Sollten wir uns also erst einmal vom ESC verabschieden?
Schlagersänger Guildo Horn (60), der im Jahr 1998 selbst am Wettbewerb teilnahm und zumindest den siebten Platz belegte, appellierte im Netz an die Verantwortlichen.
Guildo Horn mahnt: "Einfach mal pausieren und das gesparte Geld vernünftig investieren!"
In einem Facebook-Beitrag gab er seine Meinung zum ESC 2023 ab und betonte, dass er mit den Ergebnissen alles andere als zufrieden war. Den Siegertitel, "Tattoo" von der Schwedin Loreen, bezeichnete er als "tongewordene 'Nummero Sicher'", da es ihrem ersten Gewinnersong aus 2012 sehr ähnelte. Zudem kritisierte Guildo die überschwänglichen Tanzeinlagen, die die Musik beinah in den Hintergrund rückten - wie bei der israelischen Sängerin Noa Kirel und ihrem "Unicorn"-Song. Viel mehr beschäftigte ihn jedoch die offensichtliche Ausgrenzung der Deutschen:
Warum unser Beitrag 'Lord of the Lost' in solch einem mittelmäßigen Starterfeld ganz hinten gelandet ist, ist ein offensichtliches Zeichen dafür, dass Deutschland gerade nicht unbedingt der ausdrückliche Liebling unserer europäischen Nachbarn zu sein scheint.
Nun müsse man ernsthaft darüber nachdenken, ob man sich diese Blöße noch länger geben wolle, meint der "Guildo hat euch lieb!"-Sänger. "Ich fühle ich mich jedenfalls schwer an unsere aktuelle Fußball-Nationalmannschaft erinnert: Seit Jahren bleiben die Erfolge aus, aber auf Funktionärsebene wagt man keinen echten Neuanfang und rührt ständig in derselben klebrigen Schüssel. So wird das aber nix", erklärte der 60-Jährige bei Facebook. Stattdessen sollte Deutschland in den kommenden Jahren auf eine Teilnahme am ESC verzichten.
Einfach mal pausieren und das gesparte Geld (Deutschland ist ja einer der großen Geldgeber des ESC) vernünftig investieren! Zum Beispiel für den Bau von neuen Kitas oder zur Unterstützung der Tafel! Mir fielen da eine Menge nützlicher Dinge ein. Vielleicht dann in ein paar Jahren mit einem neuem verantwortlichen Kreativteam nochmal mit einer gewissen Leichtigkeit des Seins einsteigen. Das hilft beim Musizieren nämlich ungemein,
riet Guildo den Verantwortlichen. Die Vorauswahl für den deutschen ESC-Beitrag lag wie jedes Jahr bei einer Fach-Jury. Am Ende wurde der tatsächliche ESC-Kandidat "Lord of the Lost" jedoch durch einen Vorentscheid in der ARD bestimmt, bei dem die TV-Zuschauer für ihren Favoriten angerufen haben.
Der letzte deutsche Musikexperte, der beim ESC den Zahn der Zeit getroffen hatte, war Stefan Raab (56). Er war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass Lena Meyer-Landrut (31) im Jahr 2010 den zweiten ESC-Sieg für Deutschland holte. Vielleicht sollte man ihm also wieder Mitspracherecht erteilen?
Verwendete Quelle: Facebook