Michael Geiss lebt ein Leben abseits des Rampenlichts
Wenn man die Augen schließt, könnte man fast meinen, Robert Geiss, 54, würde mit einem sprechen. Doch die Stimme ist dann schon fast die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihm und seinem jüngeren Bruder Michael Geiss, 52. Der Firmeninhaber der Sportbekleidungsmarke Uncle Sam möchte sein Leben abseits des Rampenlichts verbringen. Wie sein Bruder, der wohl bekannteste TV-Millionär Deutschlands, in der Öffentlichkeit zu stehen, ist nichts für ihn.
Für IN macht Michael trotzdem eine Ausnahme – und verrät, weshalb er nur wenig Kontakt zu Carmen, 53, und Robert hat, weshalb er nicht mehr mit Robert zusammenarbeiten wird und was eigentlich aus Opa Reinhold und Oma Margret geworden ist!
Bei der Vorstellung der neuen Uncle-Sam-Kollektion in Köln präsentierte sich Michael Geiss zum ersten Mal der Öffentlichkeit (© dpa picture alliance)
Die Geiss-Brüder: Mit Sportbekleidung machten sie Millionen
Sie sind der jüngere Bruder von Robert Geiss. Trotzdem weiß man von Ihnen kaum etwas. Sind Sie eine Blume, die mehr im Verborgenen blüht?
Ja, das ist doch auch schön. (lacht)
1986 haben Sie mit Ihrem Bruder Robert zusammen die Bekleidungsfirma Uncle Sam gegründet. Wer von Ihnen hatte die Idee dazu?
Das ist sozusagen auf unserem gemeinsamen Mist gewachsen. Zuerst wollten wir ja ein Fitnessstudio aufmachen, aber dann haben wir uns doch dazu entschlossen, lieber Textilien für Fitnessstudios zu verkaufen. Die Fitnessmode war damals sehr eng geschnitten und fiel häufig zu klein aus, darum wollten wir Größen produzieren lassen, die auch den tatsächlichen Größen entsprachen, das war eine Marktlücke. Bei uns war XL auch XL und nicht M oder L.
„Geld spielt nur eine untergeordnete Rolle“
Was ist das eigentlich für ein Gefühl, wenn man irgendwann die erste Million knackt?
Zuerst arbeitet man ja, weil man ein bisschen Geld verdienen will, aber nachher ist es natürlich schon schön, wenn man auch Erfolg hat. Und diesen Erfolg möchte man natürlich auch jedes Jahr toppen. Das Geld spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn es schön ist, es zu haben. Bis jetzt hat es auch immer geklappt, einen Misserfolg hatte ich bisher Gott sei Dank noch nicht. Aber ein bisschen Glück muss man natürlich schon haben.
Und warum haben Sie dieses sehr erfolgreiche Geschäft mit Ihrem Bruder dann wieder aufgegeben?
Nach neun Jahren wollte ich meinen Anteil verkaufen, um auch mal wieder etwas anderes zu machen. Und daraufhin wollte mein Bruder seine Anteile dann auch verkaufen. Und so habe ich die Firma schließlich für uns beide veräußert.
„Deutschland hat sich in den letzten Jahren so verändert, dass ich wieder nach Mallorca zurückwollte“
Sie leben zeitweise auf Mallorca. War das schon immer ein Traum von Ihnen?
Nach dem Verkauf der Firma haben wir uns Mallorca als Wohnsitz ausgesucht, und obwohl wir die Insel nicht kannten, haben wir dieses Abenteuer gewagt. Als sich dann Nachwuchs ankündigte, beschlossen wir, nach Köln zurückzugehen. Nur Deutschland hat sich in den letzten Jahren so verändert, dass ich wieder nach Mallorca zurückwollte. Leider fand meine Frau die Idee, unbeschäftigt auf der Insel zu verweilen, nicht ganz so toll, denn unsere Tochter brauchte ja auch eine Perspektive. Und da sie gerne reitet, habe ich gesagt: „Wie wäre es, wenn ich eine Reitanlage baue?“, und das war für meine Familie dann okay. Und so sind wir alle drei wieder nach Mallorca gezogen, wo ich nicht nur die Reitanlage, sondern auch noch ein Agrartouristik-Hotel, die VMG Horse Ranch mit 22 Luxussuiten, gebaut habe. Es ist dieses Jahr fertiggeworden. Damit haben wir die modernste Reitanlage auf den Balearen.
Ist es ein Hotel nur für Reiter?
Nein, hier können auch Leute Urlaub machen, die nichts mit Pferden zu tun haben. Die Reitanlage ist vom Hotel getrennt. Für unser gehobenes Restaurant Riders haben wir einen eigenen Obst- und Gemüsegarten und Traubenreben angelegt. Das ist jetzt unsere Berufung und soll unser Altersruhesitz werden.
„Ich brauche die Öffentlichkeit nicht, um damit Geld zu verdienen“
Können Sie sich erklären, warum Ihr Bruder ein Leben im Fokus der Öffentlichkeit gewählt hat?
Jeder, der so etwas macht, möchte davon ja auch profitieren. Ich habe z. B. die Firma Uncle Sam 2004 zurückgekauft und bin damit sehr erfolgreich im sogenannten Massenmarkt bei Lidl, Rewe und KiK tätig. Darum brauche ich die Öffentlichkeit auch nicht, um damit Geld zu verdienen.
Ein Teil Ihrer Familie ist mittlerweile sehr berühmt geworden. Hat Sie das eigentlich gestört oder fanden Sie das ganz okay?
Nein, es hat mich nicht gestört. Aber genützt hat es mir auch nichts. (lacht)
Wenn man Ihren Bruder Robert sieht, hat man das Gefühl, dass Sie der ruhigere von Ihnen beiden sind. Kann das sein?
In der Geschäftswelt, wo ich unterwegs bin, spielen Diskretion und Vertrauen eine große Rolle. Aber wenn man, wie mein Bruder, sehr stark in der Öffentlichkeit steht, dann ist das natürlich wieder etwas ganz anderes. Er ist es gewöhnt, so zu leben.
„Man kann auch ohne Fernsehen ein erfolgreiches Leben führen“
Wäre das auch etwas für Sie, so ein Leben in der Öffentlichkeit?
Nein, das wäre nichts für mich.
Trotzdem ist der Promistatus ja auch nicht zu verachten und sicher auch ganz schön.
Der ist sicher schön, aber manchmal eben auch sehr lästig. Es ist nicht jedermanns Sache, immer und überall Fotos zu machen und Autogramme zu geben. Man kann auch ohne Fernsehen ein erfolgreiches Leben führen.
„Ich bin immer bodenständig geblieben“
Sie sind also eher konservativ?
Ja. Ich bin immer bodenständig geblieben. Ich habe auf Mallorca in den 25 Jahren viele Geschäftsleute kommen und gehen sehen, bei denen es erst super lief und dann nicht mehr, darum war ich gewarnt.
Ihre Eltern Reinhold und Margret Geiss kennt man ja auch aus dem Fernsehen. Wie geht es den beiden eigentlich?
Den beiden geht’s gut. Sie sind beide im Rentenalter. Mein Vater macht sehr viel Sport. Er spielt häufig Tennis und fährt oft Rad. Er hat sogar eine Moselrundfahrt gemacht. Mein Vater ist für sein Alter schon sehr in Action, er muss von morgens bis abends etwas zu tun haben.
Haben Sie zu Ihrer Schwester auch noch Kontakt?
Wie es so ist, wenn die Familie in alle Winde zerstreut ist. Der eine lebt in Frankreich, die anderen in Deutschland, und ich lebe einen Großteil meiner Zeit in Spanien. Da ist man natürlich nicht jedes Wochenende zusammen. Ich bin immer auf dem Laufenden. Unsere Eltern stehen auch immer noch sehr im Fokus von uns Kindern, jeder von uns ruft die beiden zweimal in der Woche an und dann tauschen wir uns darüber aus, was in der Familie so los ist.
„Von nix kommt nix“
Vermissen Sie Ihre alte Heimat auch manchmal?
Eigentlich nicht. Ich bin ja oft genug da. Das Rheinland bzw. Köln haben sich so zum Nachteil verändert, dass ich es nicht besonders vermisse. Die Kriminalitätsrate ist stark gestiegen. Ich habe zwar noch ein großes Haus in Köln, wo ich auch regelmäßig vorbeischaue, aber mein Altersruhesitz wird Köln bestimmt nicht.
Und was machen Sie, wenn Sie mal freihaben?
Wenn ich ehrlich bin, hatte ich in den letzten zwei Jahren noch keinen einzigen Tag Urlaub. Aber von nix kommt nun mal nix. Ich fahre sogar meine Traktoren selber, das macht mir Spaß. Im Moment ist Erntezeit, da fahre ich sogar mit dem Mähdrescher. (lacht) Die Landwirtschaft war schon immer mein Jugendtraum, aber sie kennt eben auch keine Wochenenden.
Ihren Bruder und Ihre Schwägerin kennt man aus der Doku-Soap „Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie“. Sind Sie selber auch schon mal für ein TV-Format angefragt worden?
Natürlich. „Die Auswanderer“ hätten sehr gerne mein Projekt hier auf Mallorca mit der Kamera begleitet, aber ich wollte das nicht, auch wenn ich dann heute keine Werbung mehr nötig hätte. Aber so wie mein Bruder das macht und öffentlich zeigt, wie er sich kleidet, wie er wohnt, was er macht, und was er isst und trinkt, das käme für mich nicht infrage, das wäre mir zu privat.
„Viel Kontakt haben Robert und ich nicht“
Könnten Sie sich vorstellen, heute noch mal mit Robert bei Uncle Sam zusammenzuarbeiten?
Nein, das würde heute so nicht mehr funktionieren, weil es eine ganz andere Welt ist.
Gibt es zwischen Ihnen und Robert einen kleinen Konkurrenzkampf, wer erfolgreicher ist?
Nein, von meiner Seite aus jedenfalls nicht. Aber so viel Kontakt haben Robert und ich ja auch nicht, dass wir uns groß über unsere geschäftlichen Aktivitäten austauschen würden. Jeder macht sein Ding. Und jeder hat auch seine ganz eigene Einstellung zu den Dingen. Mein Bruder ist erfolgreich, ich bin erfolgreich und meine Schwester ist erfolgreich. Uns geht es allen gut. Was wollen wir mehr? (lacht)
Claudia Böhm
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