"Muss das alles den wirklich sein?"
Die "Temptation Island"-Kandidat:innen scheinen nicht zur Ruhe zu kommen. Kaum ist das Wiedersehen ausgestrahlt, wird in den Lives auf Instagram die dreckige Wäsche gewaschen, die (vielleicht aus gutem Grund) keinen Platz in der Sendung gefunden hat. Da heißt es dann plötzlich Marc-Robin hatte nach der Trennung noch was mit Michelle am Laufen und parallel dazu noch mit Ex-"Temptation Island"-Kanidatin Marlisa, Laura erzähle sowieso nur Lügen, von zerstochenen Autoreifen ist die Rede und jeder nutzt die Plattform, die er nur kriegen kann, um gegen den anderen zu schießen. Klingt kompliziert? Ist es auch. Und ich werde den Gossip jetzt nicht aufdröseln, sondern mich der viel philosophischeren Frage widmen: Muss das denn wirklich alles sein?
Ja, ja, ja: Natürlich ist mir bewusst, dass unsere Reality-Stars und -Sternchen einen Pakt mit dem Teufel höchstpersönlich abgeschlossen haben und für den Erfolg nicht etwa ihre Seele, sondern ihr Privatleben verkaufen. Gossip sells. Je privater die Story, desto besser. Und wenn man dabei den Streit mit der Frau über Tage im Minutentakt dokumentiert, damit die Leute wie in einer Soap einschalten, um dazwischen Werbung für irgendwelche Produkte zu machen, dann ist das so. Die Zahlen sprechen ihre eigene Sprache. Hat man einen öffentlichen Streit mit jemanden, gehen die Followerzahlen erstmal hoch: Die Leute wollen ja nichts verpassen, ne!
Stress (oder wie man in meiner Jugend noch sagte "Beef") auf Instagram anzufangen, kann also auch immer eine Strategie sein. Denn es ist doch so, dass gerade, wenn ein Format abgedreht wurde, der Hype schneller wieder weg ist, als Marc-Robin sich eine Ausrede für etwas einfallen lassen kann. Natürlich haben die Leute nach einer Sendung noch viele offene Fragen. Und es ist gut, wenn diese beantwortet werden. Aber ich habe manchmal das Gefühl, dass die Show einfach über Instagram künstlich verlängert wird. Alle Stories werden so lange ausgeschlachtet, bis der nächste Skandal winkt - in den man hoffentlich ebenfalls wieder verwickelt ist, denn ihr wisst ja: Die Klicks!
Also was tun, um nach Ausstrahlung noch ein paar Klicks, Views und Follower abzustauben? Ganz einfach: LAUT WERDEN. Aufmerksamkeit erhaschen, egal wie. Geheimisse anderer Leute ausplaudern? Whatever! Das ist für mich auch der Grund, wieso ich das alles nicht wirklich ernst nehmen kann. Denn sind wir mal ehrlich: Man könnte auch versuchen mit humorvollem Content, spannenden Einblicken in den Alltag oder von mir aus auch, indem man seine gottverdammte eigene Katze vermarktet, versuchen bei uns Zuschauern zu punkten. All das wäre besser als dieses Theater – oder ich bin einfach zu alt den für den Scheiß.
Noch schlimmer wird es für mich nur dann, wenn Kinder in den Gossip reingezogen werden. Also wenn dann öffentlich ausgetragen wird, wie oft der Papa sich dem Kind widmet oder eben nicht und tausende von Menschen können ihre ungefilterte Meinung dazu abgeben. Und irgendwann wird die kleine Maus oder der kleine Mäuserich nachlesen können, wie doll Mama und Papa sich gezofft haben. Denn wir wissen alle: Das Internet vergisst nie. Und das führt mich wieder zu meiner Ausgangsfrage: Muss das alles den wirklich sein?
Meine Antwort: Jein. Natürlich bin nicht frei von Sensationsgeilheit. Aber ich schaue mir gerne direkt die Zusammenfassung bei meinem liebsten Tratschtanten @trashgossipfame4days und @unicoyoutube an. Da bekomme ich alles mit, muss niemandem folgen und kann mich richtig schön über den "unnötigen Gossip" echauffieren. So wie in dieser Kolumne eben. Und dann kann ich wieder ganz dankbar sein, dass mein Privatleben das ist, was sich vielleicht manch einer von den Reality-Kandidat:innen auch wieder wünschen würde: Privat.
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"Temptation Island" kannst du dir jederzeit bei RTL+ ansehen.