Sarah Zucker: "Es war ziemlich turbulent bei mir"
Ben Zucker ist neben Ramon Roselly einer der erfolgreichsten Schlager-Newcomer der letzten Jahre. 2017 entdeckte ihn Florian Silbereisen in seiner "Schlagercountdown"-Show. Seitdem geht es für den Sänger nur in eine Richtung: nach oben! Seit einigen Monaten ist auch Bens Schwester Sarah Zucker regelmäßig an seiner Seite zu sehen. Sie begleitete ihren Bruder auf der letzten Tournee und trat gemeinsam mit ihm auf. Ebenfalls bei Florian Silbereisen, in der "Schlagerlovestory.2020" hatte Sarah Zucker mit "Zeit um zu gehen" ihre TV-Premiere. Ihr Debütalbum "Wo mein Herz ist" erreichte Platz 14 in den deutschen Charts. Wir sprachen mit der Schlager-Newcomerin im großen OKmag.de-Interview:
Wo bist Du gerade und wie geht es Dir?
Ich bin gerade zuhause in Berlin und mir geht es super! Ich hatte ein paar Tage frei und habe Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie verbracht.
Dein Debütalbum "Wo mein Herz ist" ist erschienen. Was erwartet uns darauf?
"Wo mein Herz ist" ist in erster Linie ein sehr persönliches Album, welches verschiedene Facetten von mir widerspiegelt. Mir war es natürlich wichtig, dass die Musik, die ich mache zu 100% zu mir passt, deshalb haben wir im Studio ziemlich lang experimentiert, bis wir den richtigen Sound gefunden haben. In meinen Songs erzähle ich vor allem von meinen Erfahrungen der letzten 2 Jahre. In dieser Zeit war es ziemlich turbulent bei mir, Altes musste gehen, damit Neues entstehen konnte- das war ein riesiger Lernprozess für mich. "Zeit um zu gehen" greift zum Beispiel genau diese Thematik auf.
Der Song "Wo mein Herz ist“"beschreibt die Geschichte, als ich vor 2 Jahren mit einem Rucksack loszog und feststellen musste, dass egal an welchem wunderbaren Ort der Welt ich mich befand, ich am Ende nur wieder nach Hause wollte, weil eben genau dort mein Herz ist. Dann wiederum war es mir aber auch wichtig, dass meine Songs Spaß machen- "10 von 10" beschreibt einen Abend mit den besten Freunden, an dem man einfach nur glücklich ist, dass man einander hat und diesen Moment eben ausgelassen feiert.
Einige meiner Songs sind stark von den 80er-Jahren beeinflusst, einfach weil ich finde, dass dieser Sound wie kein anderer es schafft, den Hörer zum Mitmachen aufzufordern und einfach immer eine ganz besondere, dynamische Stimmung erzeugt. Mich holt das einfach total ab, deshalb bin ich auch so unfassbar stolz, dass ich sogar für meinen Song "Ich nehm dich mit" einen Teil der Originalmelodie von Cindy Laupers Megahit "Girls just wann have fun" benutzen durfte.
Sarah Zucker geht eigene Wege
Welches sind Deine Lieblingsmusiker?
Ich bin da tatsächlich nicht so festgefahren, das ändert sich bei mir ständig, aber ich bin ein großer Fan von Feist, weil ich ihre Stimme sehr besonders finde und ihr verträumter, sanfter Sound mich wirklich schon lange begleitet. Florence and the Machine finde ich auch großartig, ich mag ihre kraftvolle Stimme und die Energie ihrer Songs. Billie Eilish ist für mich eine der spannendsten Künstlerinnen, weil sie einfach den Zeitgeist trifft und ganz vielen jungen Menschen aus der Seele spricht. Sarah Connor finde ich auch sehr inspirierend, weil sie so eine Stärke ausstrahlt und ihre Texte unheimlich gut sind!
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Wie kam es dazu, dass Du Deinen Bruder Ben Zucker auf seiner Tour begleitet hast?
Ich habe ja im Sommer 2019 den Entschluss getroffen, meinen Job in der Kita zu kündigen und mir 1 Jahr Zeit zu nehmen, mich der Musik zu widmen und zu schauen, wo es mich hinführt. Ich habe dann angefangen mit verschiedenen Produzenten zu arbeiten und erste Songs geschrieben. Der Song „Perfekt“ kam direkt so gut an, dass mein Bruder, das Plattenlabel und ich dann die Entscheidung getroffen haben, dass ich diesen Song auf der Tour singen darf. Ich bin also ins kalte Wasser gesprungen, ohne zu wissen, was mich erwartet, geschweige denn zu wissen, ob meine Nerven das überhaupt mitmachen.
Das war wirklich so eine unfassbar intensive Erfahrung, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Zum einen war ich so stolz auf meinen Bruder, dass er so riesige Hallen füllt und so ein überragendes Livekonzert spielt und zum anderen auch stolz auf mich, dass ich den Mut aufbringen konnte vor so vielen Menschen zu singen. Vor den ersten Konzerten war ich wirklich sehr aufgeregt, aber das hat sich dann mit der Zeit gelegt, weil das Publikum sehr positiv auf mich reagiert hat, worüber ich sehr dankbar bin!! Ich konnte wirklich viel lernen in dieser Zeit und erinnere mich gern daran zurück…
Duett mit Helene Fischer?
Wie war es, mit Deinem Bruder bei Florian Silbereisen aufzutreten?
Das war natürlich sehr aufregend und sehr emotional, sowohl für meinen Bruder als auch für mich. Ich war zuvor natürlich sehr nervös, hatte extremes Lampenfieber denn ich wusste ja, dass diese Sendung Millionen Menschen sehen. Mein Bruder konnte genau nachvollziehen, wie ich mich gefühlt habe, er hat das Ganze ja 3 Jahre zuvor erlebt. Nachdem ich dann meinen Song "Zeit um zu gehen" gesungen habe, habe ich richtig gespürt wie die Anspannung von mir abfiel, ich war einfach überwältigt und musste sogar etwas weinen. Das ist auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.
Würdest Du gerne ein Duett mit Helene Fischer singen?
Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht, weil ich ja gerade noch am Anfang stehe und mir eine musikalische Identität aufbaue, aber natürlich würde ich sicher nicht nein sagen, wenn es dazu käme. Helene ist eine tolle und sehr inspirierende Frau, die unfassbar viele Menschen mit ihren Songs berührt und einfach etwas ganz Besonderes ausstrahlt.
Worin bis Du Deinem Bruder Ben sehr ähnlich, und worin unterscheidet ihr euch deutlich?
Wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich und dann wiederum in anderen sehr, sehr unterschiedlich, das ist wirklich ganz witzig bei uns. Ich denke, uns verbindet die Hingabe an den Gedanken, dass man „es“ auch anders machen kann, dass es nicht DEN einen Weg gibt, sondern eben "viele Wege nach Rom führen". Wir beide haben so eine Art Künstlerseele, die auf verschiedene Weise zum Ausdruck kommt. Natürlich in erster Linie über die Musik, aber auch über andere kreative Schaffensprozesse. Ben malt zum Beispiel gern, früher hat er sogar alle seine Schuhe bunt bemalt und ich bin ein großer Fan von DIY-Projekten, bin viel am werkeln oder versuche mich an der Nähmaschine. Außerdem leben wir beide nach dem Motto "Einfach machen", sind fast schon pragmatisch, was sich in diversen Lebenssituationen bereits als sehr hilfreich und vorantreibend erwiesen hat.
Stolz auf Bruder Ben Zucker
Nervt es Dich, immer "die Schwester von" zu sein?
Nein, überhaupt nicht. Das ist ja nun mal Tatsache und da bin ich auch stolz drauf. Außerdem wäre ich ohne ihn nicht zur Musik gekommen und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Gerade jetzt am Anfang bin ich sehr froh darüber, dass wir viele gemeinsame Termine haben und ich ihn so vieles fragen kann. Wie sich das in Zukunft entwickelt, wird man sehen, musikalisch unterscheiden wir uns ja schon, deshalb denke ich, dass es von ganz allein passieren wird, dass man mich auch als eigenständige Künstlerin wahrnimmt. Die Schwester bleibe ich trotzdem, von daher alles gut.
Für viele bist Du noch ein unbeschriebenes Blatt. Wer ist Sarah Zucker und was macht Dich aus?
Ich bin ein sehr offener und absoluter Familienmensch. Ich würde mich auch als sehr häuslich beschreiben, dennoch reise ich unfassbar gern und das auch mal allein. Ich meditiere, praktiziere Yoga und interessiere mich für Spiritualität und persönliche Weiterentwicklung. Ich kann sehr gut über mich selbst lachen und glaube daran, dass alles im Leben einen Sinn hat beziehungsweise aus einem bestimmten Grund passiert.
Du hast sehr viele Tattoos. Gibt es besondere Motive, die Dir viel bedeuten?
Nein, keines meiner Tattoos hat eine Bedeutung, die sind alle aus rein ästhetischen Gründen entstanden.
Was sind Deine weiteren Pläne?
Ich plane eigentlich nicht so richtig, sondern lasse die Dinge lieber auf mich zukommen. Im Moment kann man ja auch nicht wirklich langfristig planen, von daher versuche ich flexibel zu bleiben und freue mich auf alles was kommt!
Wo möchtest Du in 10 Jahren mit Deiner Musik sein?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht und ich versuche auch, da nicht allzu große Erwartungen zu haben. Ich bin erstmal sehr dankbar dafür, dass ich gegenwärtig ein Album veröffentlichen durfte und ich möchte natürlich als Künstlerin wachsen und mich entwickeln. Nur wie die Zukunft aussieht, das weiß man halt nicht, da vertraue ich einfach darauf, dass wenn etwas sein soll, es auch sein wird – und wenn nicht, sich eben immer auch eine neue Tür öffnet.
Vielen Dank für das Gespräch, liebe Sarah!