Netflix: Das Phänomen Jeffrey Dahmer
Selbstverständlich ist der Hype um die neue Netflix Serie über den Serienmörder Jeffrey Dahmer nicht an mir vorbei gegangen. Seit einer Woche schaue ich mir diese Serie in kleinen Schritten an. Denn leichte Kost ist was anderes. Es ist das eine wie Jeffrey Dahmer seine Opfer in einen Hinterhalt lockt, ermordet und wie all seine Gräueltaten in der Serie schonungslos wiedergegeben werden. Das andere ist der blanke Rassismus, der hier gezeigt wird. Wie schwarze Menschen in Dahmers Umfeld immer und immer wieder bei der Polizei nach Hilfe suchen und ihnen keinerlei Gehör geschenkt wird, macht einen betroffen und wütend. Umso schlimmer wird es, wenn dann plötzlich mehr und mehr Videos in Umlauf geraten, in denen Frauen erklären, dass sie für Jeffrey Dahmer schwärmen.
Für Serienmörder eine gewisse Anziehung zu entwickeln, ist ein Phänomen, das nicht neu ist. Auf Google finden sich schnell Artikel wie "9 Hot Serial Killers Who We Would Want To Slice Us Open" oder Forenbeiträge, in denen sich offensichtlich verwirrte junge Mädchen fragen, ob es noch andere Menschen gibt, die Jeffrey Dahmer unverschämt heiß finden. Was ist da los? Ist es das klassische Gefühl von "Ich kann ihn ändern", das Mitleid, weil "er ja eigentlich bloß soooo ein armer Junge ist, der Liebe braucht" oder ganz einfach die Faszination vor dem Bösen? Meiner Meinung nach ist es vor allem eines: Die pure Verhöhnung der Hinterbliebenen.
Vielleicht vergessen manche Menschen, dass True Crime Geschichten nicht nur irgendwelche Stories sind, die man sich mal eben schnell in einem Podcast anhört. Anders als bei den meisten Gruselgeschichten, die man sich früher als Kinder so erzählt hat, sind diese Geschichten nämlich wirklich passiert. Ich weiß, shocking news, aber das Wörtchen "True" steht da nicht umsonst. Deswegen gehört viel Feingefühl dazu diese Geschichten aufzubereiten – sei es nun in einem Podcast oder wie in diesem Fall in der neuen Netflix-Serie.
Und das ist ebenfalls ein großer Kritikpunkt an der Serie: Netflix und der Regisseur Ryan Murphy haben die Hinterbliebenen der Opfer vorher nicht über die Serie informiert. Das führte dazu, dass viele von ihnen retraumatisiert wurden.
Feingefühl sieht anders aus. Und die Tatsache, dass hier gerade Geld verdient wird mit dem Leid anderer Menschen, die schon genug durchgemacht haben, ist an sich schon geschmacklos. Das Mindeste, was wir als Zuschauende tun können, ist wohl aufzuhören, für einen Serienmörder wie Jeffrey Dahmer, im Internet zu crushen.
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