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Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine.
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Zuvor war er Schauspieler und Comedian.
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Nun muss er sein Land durch den Konflikt mit Russland führen.
Wolodymyr Selenskyj: Vom Fernsehstar zum Präsidenten
Für Wolodymyr Selenskyj muss sich der 21. Juli 2019 wohl sehr surreal angefühlt haben. Bis zu diesem Tag war Selenskyj nämlich offiziell "nur" Schauspieler und Comedian. In der Serie "Diener des Volkes“" spielte er einen beliebten Geschichtslehrer, der letztlich zum Präsidenten gewählt wird. Selenskyjs Partei, mit der er zur Wahl antrat, ist sogar nach der Serie benannt. Und mit ihr konnte er sich 2019 überraschend bei der Präsidentschaftswahl gegen Petro Poroschenko durchsetzen. Seitdem ist aus dem Schauspieler ein Staatsmann geworden, doch so richtig ernst genommen haben ihn viele lange nicht. Das hat sich in den vergangenen Tagen schlagartig geändert – aus traurigen Gründen.
Damit hat Selenskyj alle überrascht
Denn seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine in der vergangenen Woche ist Wolodymyr Selenskyj plötzlich Präsident eines Landes, das sich im Krieg befindet. Dabei hatte der Schauspieler vor allem damit Wahlkampf gemacht, dass er den Konflikt in der Ostukraine rund um die von Russland annektierte Halbinsel Krim lösen wolle. Nun hat sich der Krieg innerhalb kürzester Zeit auf andere Teile seines Landes ausgedehnt – und Selenskyjs Reaktion hat viele Beobachter überrascht. Denn gerade zu Beginn seiner Amtszeit war Selenskyj oft heftig kritisiert worden. Viele Menschen waren unzufrieden mit seiner Arbeit, besonders was die Diplomatie angeht, sahen einige bei ihm große Defizite. Doch davon ist seit einigen Tagen keine Rede mehr – im Gegenteil. Von überall her auf der Welt erhält Selenskyj nicht nur Zuspruch und Unterstützung, sondern auch explizites Lob für seine Arbeit. Was ist plötzlich geschehen, dass die Stimmung so zu seinen Gunsten gekippt ist?
So entschlossen tritt Selenskyj auf
Fakt ist: Selenskyj macht einen besseren Job, als ihm das viele im Vorfeld zugetraut hätten. Sein entschlossenes Auftreten würde genau jetzt die richtigen Botschaften senden, meinen Beobachter. Seit Beginn der Krise schickt Selenskyj immer wieder Videobotschaften an seine Landsleute, fordert sie auf, nicht aufzugeben. "Wir verteidigen unsere Unabhängigkeit. Ruhm der Ukraine. Ruhm den Helden", sagte er in einer seiner Botschaften deutlich.
Doch auch die Russen und insbesondere deren Präsidenten Wladimir Putin spricht er immer wieder sehr direkt an. Er fordert Putin wiederholt zum Einlenken auf und das, obwohl das Selenskyj in große Gefahr bringt. Denn Putins Worte zum Einsatz in der Ukraine lassen sich für viele nur so interpretieren, dass er vor allem eines will: Den ukrainischen Präsidenten loswerden. Selenskyj schwebt also seit Tagen permanent in Lebensgefahr.
Doch einschüchtern lassen will er sich davon nicht - im Gegenteil. Mehrere Angebote, unter anderem der Amerikaner, ihn sicher aus dem Land zu bringen, hat er abgelehnt. Stattdessen dreht er Videos auf den Straßen von Kiew, um den Ukrainern zu zeigen, dass er immer noch im Land ist und an ihrer Seite steht. Der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte erst kürzlich, Selenskyj sei "ein sehr mutiger Mann." Das werden wohl auch seine Landsleute so sehen, die bis jetzt geschlossen zu ihrem Präsidenten halten. Im Fernsehen, aus dem Selenskyj kommt, gehen ja selbst die schrecklichsten Konflikte meist noch gut aus. Der Präsident wird wohl hoffen, dass das ausnahmsweise auch für die Realität gilt.
Verwendete Quellen: ZDF, Focus online