Interview

DSDS-Finale – Ex-Kandidat Joshua Tappe: So werden die Zuschauer gelenkt - "Wenn jemand mehr Sendezeit bekommt, kriegt er vielleicht auch mehr Anrufe"

Am Samstag steht das große DSDS-Finale an! OKmag.de spricht im Vorfeld im Interview mit Ex-Kandidat Joshua Tappe, 26, der im vergangenen Jahr Dritter im Finale der Castingshow wurde …

DSDS-Finale

Im großen Finale der 18. Staffel von DSDS stehen vier Kandidaten: Jan-Marten Block, Karl Jeroboan, Kevin Jenewein und Starian McCoy. Wer von ihnen bekommt 100.000 Euro und einen Vertrag mit Universal Music? Das stellt sich am Samstag, 3. April, auf RTL heraus.

Einer der weiß, wie es den vier Finalisten gerade geht, ist Joshua Tappe. Der junge Sänger hatte erfolgreich seine Krebserkrankung besiegt und wollte sich mit der Teilnahme bei DSDS einen Traum erfüllen. Mit seiner starken Stimme überzeugte er die DSDS-Jury im vergangenen Jahr und landete auf Platz drei, nach Ramon Roselly und Chiara D'Amico.

OKmag.de-Interview mit Joshua Tappe

Nach dem Finale sprach der Sänger aber auch von Manipulationsvorwürfen und einer unfairen Songauswahl. Wie blickt Joshua Tappe heute auf DSDS zurück? Und wie beobachtet er die laufende Staffel? Darüber sprachen wir mit Joshua Tappe im exklusiven Interview auf Clubhouse:

Wie blickst Du auf DSDS zurück? Bereust Du Deine Teilnahme?

Nein, bereuen tue ich es definitiv nicht. Es ist ein großartiges Sprungbrett, um vor einem Millionenpublikum aufzutreten. Ich bereue eher den Zeitpunkt, zu dem ich mitgemacht habe. Seit dem Ende des Finales konnte ich wegen Corona kaum auf einer Bühne auftreten.

Was machst Du heute?

Nach DSDS war der Trubel trotz Corona groß. Instagram und Facebook sind explodiert. Aber es war relativ klar, dass mein Weg nicht mit RTL weitergeht. Ich wollte einfach unabhängig sein, gerade in diesen schwierigen Zeiten. Ich habe mir ein kleines Management vor Ort in Herford gesucht, Eventline Media heißen die. Mit ihnen habe ich meine erste eigene Single "Ich lauf" produziert. Das war nach DSDS der Start mit dem ersten eigenen Lied. Als nächstes veröffentlichten wir "Wellen schlagen", ein Song, der in die Coronazeit passt und der Hoffnung machen soll, dass es bald weitergeht.

Aktuell arbeite ich halbtags wieder normal in der Pflege. Ein Freund von mir hat ein Pflegeheim, wo ich alte Menschen pflege und betreue und Verwaltungsaufgaben übernehme. Nebenbei versuche ich weiterhin meine Musik zu produzieren.

In Spanien habe ich jetzt in einigen Hotels Musik gespielt. Es gab alle möglichen Hygienevorschriften und man sieht auch, dass man draußen sitzen und Musik machen kann, wenn es ein gescheites Konzept gibt, das auch befolgt wird. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir in diesem Jahr wieder zusammen kommen und zusammen sitzen werden.

Bist du noch mit Deiner Freundin Anne-Kathrin Kosch zusammen, der Miss Germany von 2011?

Ja, wir sind seit knapp drei Monaten zusammen und auch gerade in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Sie hat mich bei meinen Hotel-Konzerten in Spanien in den letzten Wochen begleitet.

Erfahrungen bei DSDS

Welche Erfahrungen hast du während Deiner Zeit bei DSDS, speziell während der Liveshows, gemacht?

Ich sehe das jetzt auch an den diesjährigen Kandidaten: Man gewinnt an Selbstvertrauen und wächst über sich hinaus. Man merkt, dass man tatsächlich zu den vier, fünf Besten gehört. Jeden Tag sind Kamerateams um dich, du musst Interviews geben. Man erlangt einen Status, den man vorher nicht hatte. Man wird zum Promi, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist. Es fühlt sich gut, aber auch nicht real an. Und sobald man anfängt, es zu genießen, ist es auch wieder vorbei.

Du hast kurz nach dem DSDS-Finale im letzten Jahr den Verdacht geäußert, dass der Sieg von Ramon Roselly geplant war. Glaubst du, dass der Sieger in der Castingshow schon vor dem Finale feststeht? Wenn ja, hast du einen Verdacht, wer in diesem Jahr das Rennen machen wird und warum?

Naja, was die Zeitungen da geschrieben haben, ist nie genau das, was man selber gesagt hat. Mein Gefühl und das der anderen Kandidaten war schon so, dass einfach eine Richtung zu erkennen war. Ich bin ins Finale gegangen und wusste, dass ich nicht gewinne. Das ging Paulina und Chiara ähnlich. Wir waren uns alle einig: Es gibt nur einen Gewinner. Und wenn von vier Finalisten drei das Gefühl haben, dass einer das Rennen macht und hinterher ist es auch so, dann fragt man sich schon, warum das so ist. Ich glaube nicht, dass Anrufe getürkt werden oder ähnliches. Ein Castingformat wie DSDS hat eher die Möglichkeit, das Publikum in eine spezielle Richtung zu lenken. Ramon hat verdient gewonnen. Ich habe es ihm von Herzen gegönnt, das weiß er auch. Nur man hat im Verlauf der Live-Shows schon gesehen, wo die Reise hingeht. Da gab es eine Schlüpferüberraschung von Florian Silbereisen und eine Tränendrüsengeschichte über seine Zirkuszeit. Das ist schön und gut, aber so gewinnt man halt mehr Sympathie als andere. Wenn jemand mehr Sendezeit bekommt, kriegt er vielleicht auch mehr Anrufe.

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Auswahl der Songs

Eine andere Sache war ja auch der Final-Song "Eine Nacht", der sehr auf den Stil von Ramon zugeschnitten war, den aber alle Finalisten singen mussten.

Ja, "Eine Nacht" ist einfach ein Schlager. Und ich stand als Pop-Rock-Künstler im Finale. Da dachte ich schon, der Drops ist gelutscht. Ich habe dann schon meine eigene Version daraus gemacht, aber das war ein Punkt, der mich wirklich sauer gemacht hat. Warum hat man nicht, wie in den Vorjahren, für jeden Finalisten einen eigenen Song gemacht? Ich habe gehört, dass in diesem Jahr die drei Jungs wieder jeder einen eigenen Song bekommen haben. Das gönne ich ihnen auch, einen Song zu kriegen, mit dem man sich besser identifizieren kann. Das konnte ich damals überhaupt nicht. Ich wusste, "Eine Nacht" passt nicht zu mir, ich lebe diesen Song nicht. Und das merken die Zuschauer natürlich auch. Mittlerweile habe ich den Song mit meiner Gitarre zu meiner eigenen Nummer gemacht.

Was wäre denn passiert, wenn Du gesagt hättest: Den singe ich nicht?

Ich habe echt drüber nachgedacht und beiße mir heute noch in den Arsch, dass ich nicht während der Live-Shows gesagt habe, dass ich den Song nicht singe. Aber du bist natürlich auch eingeschüchtert. Die Fernsehaufmerksamkeit liegt auf dir und du denkst über jeden Schritt dreimal nach. Ich wollte natürlich auch nicht einen Dieter Bohlen vor den Kopf stoßen, der den Song komponiert hat. Und man hat Verträge unterschrieben und ist natürlich auch verpflichtet, dem nachzukommen, in was man da eingewilligt hat. Aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mich auf die Bühne stellen und sagen: Ich sing das Ding nicht. Das habe ich bereut, dass ich meiner Linie nicht ganz treu geblieben bin.

Wir haben mit ehemaligen Kandidaten der aktuellen Staffel gesprochen, die sich während der Dreharbeiten ungerecht behandelt gefühlt haben. Ein Beispiel: Ex-Kandidat Marvin Estradas galt als einer der Favoriten, schaffte es allerdings nicht in die Liveshows, weil er im Recall-Finale einen Song bekam, der nicht zu ihm passte. Aufgrund dieser einen schlechten Performance wurde er nach Hause geschickt. Hast du während deiner Zeit bei DSDS ähnliche Erfahrungen gemacht oder von anderen Kandidaten mitbekommen?

Eigentlich sollen Songs ausgesucht werden, die zu einem passen. Aber ich habe auch Lieder bekommen, bei denen ich das Gefühl hatte, das passt gar nicht zu mir. Ich war auch der einzige, der in den Live-Shows englisch, deutsch, rockig und poppig gesungen hat, während Ramon immer Lieder bekommen hat, die wie die Faust auf's Auge gepasst haben. Ein Sender kann schon den Verlauf einer Show lenken, durch den Schnitt oder die Auswahl der Lieder. Wichtig ist, was man selber daraus macht. Man kann eigentlich nicht sagen: Ich habe ein Lied bekommen und wegen dem habe ich es nicht geschafft. Das kann man immer so und so sehen.

Blick auf die Jury

Was sagst Du zur Kritik an den Juroren, speziell an Maite Kelly, in der aktuellen Staffel?

Das habe ich nicht so verfolgt. Maite Kelly hat mich auch nicht so interessiert, weil es musikalisch nicht mein Geschmack ist. Von dem, was ich gesehen habe, finde ich, dass sie immer nett mit den Kandidaten umging und eine ehrliche Kritik abgab. Musikkritisch fand ich sie besser als Gottschalk, der im Halbfinale jeden gelobt hat, obwohl die teilweise krumm und schief gesungen haben.

Was sagst Du zum Aus für Dieter Bohlen?

Ob er selber gegangen ist oder gegangen wurde, kann ich nicht beurteilen. Egal was man liest, man weiß eh nicht, was man da glauben soll. In seinen Stories reagiert er jedenfalls locker und lässig darauf. Der Titan lässt sich natürlich nichts anmerken. Er hat nach 18 Jahren DSDS alles mitgemacht. Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist. Ich fürchte nur, dass die Show ohne Dieter Bohlen nicht lange überleben wird. Im Halbfinale hat er mir gefehlt. Und ich glaube, er fehlt auch den Zuschauern. So viel die Leute auch meckern, dass er manchmal den Mund zu voll nimmt – obwohl er sich da auch verändert hat – er war immer ehrlich.

Wie geht es bei Dir musikalisch weiter?

Wir wollen erst einmal abwarten, wie sich das mit Corona weiterentwickelt. Wir haben auf jeden Fall einen Plan. Ich werde wahrscheinlich noch dieses Jahr eine bekannte Musiknummer covern, um wieder auf mich aufmerksam zu machen, um dann wieder mit eigener Musik anzuknüpfen.

Lieber Joshua, vielen Dank für das Gespräch!

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